Jetzt wird die Nachtruhe eingefordert
Die Zürcher Bevölkerung stimmte am Wochenende den Pistenverlängerungen am Flughafen deutlich zu. Rümlang und die Bürgerorganisationen verlangen nun die Einhaltung der Nachtruhe.
Bürgerorganisationen und Rümlang fordern die Einhaltung der Nachtruhe. Bild: Flughafen Zürich AG
Die Zürcher Bevölkerung stimmte am Wochenende den Pistenverlängerungen am Flughafen deutlich zu. Rümlang und die Bürgerorganisationen verlangen nun die Einhaltung der Nachtruhe.
Rümlang. Am vergangenen Sonntag sagten fast 62 Prozent der Stimmberechtigten im Kanton Zürich Ja zu den Pistenverlängerungen am Flughafen Zürich. Gemäss den Resultaten befürworteten die meisten Gemeinden die Vorlage.
Ein Nein kam wenig überraschend vor allem von stark lärmbetroffenen Gemeinden, wobei es auch solche gibt, die die Vorlage angenommen haben, darunter Regensdorf, Buchs, Dielsdorf, Kloten und Opfikon. In Rümlang war das Resultat besonders eindeutig. Bei 2395 gültigen Stimmen legten hier 764 Stimmberechtigte ein Nein und 1631 ein Ja in die Urne. Das bedeutet eine Ablehnung von 68,1 Prozent. Ähnlich klar war sie im Unterland in Bachs, Stadel und Hochfelden. Noch stärker abgelehnt wurde sie nur mit 73,6 Prozent in Turbenthal im Tösstal. Die Stimmbeteiligung in Rümlang betrug 53,95 Prozent, im Kanton 57,6 Prozent.
Der Rümlanger Gemeinderat, der sich im Abstimmungskampf engagiert hatte, akzeptiert die Entscheidung, wie er in einer Medienmitteilung festhält. Er führe nun den aktiven und offenen Dialog mit allen Gesprächspartnern in diesem Dossier weiter.
Man nehme die starke Ablehnung der Pistenverlängerung aus Rümlang und dem Bezirk Dielsdorf als «Auftrag der Bevölkerung, das Versprechen der Flughafen Zürich AG aus dem Abstimmungskampf einzufordern», also keine Kapazitätsausweitung und deutlich weniger Abflüge nach 23 Uhr, sobald die Pisten verlängert sind. Auch habe die Flughafenbetreiberin versprochen, dass es nach dem Pistenausbau zu weniger Verspätungen kommen werde. «Der Gemeinderat nimmt die Flughafen Zürich AG beim Wort und wird die Einhaltung dieses Abstimmungsversprechens im Sinne aller Stimmbürgerinnen und Stimmbürger einverlangen», so die Rümlanger Exekutive. Der Gemeinderat will sich gemäss Mitteilung in Vertretung der Bevölkerung weiterhin dafür einsetzen, dass die Ruhe- und Entwicklungsbedürfnisse respektiert und eingehalten werden.
Mit der Verlängerung der Pisten 32 und 28 nehme die Flughafen Zürich AG eine Massnahme aus dem Betriebsreglement 17 vorweg, heisst es weiter: «Es bleibt zu hoffen, dass er sich auch bei den anderen Massnahmen, so auch dem Start nach Süden, gleichermassen einsetzen werde.»
Die Vertreterinnen und Vertreter des Kantons und der Stadt Zürich im Verwaltungsrat der Flughafen Zürich AG seien nun in der Pflicht, auch die Interessen der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger rund um den Flughafen zu schützen und sich mit der gleichen Überzeugung für die Einhaltung der Versprechen starkzumachen und diese einzufordern.
Der Gemeinderat Rümlang bekennt sich weiterhin zu einem gut funktionierenden Flughafen Zürich, innerhalb der heutigen Grenzen, wie er festhält. Er anerkenne dessen Wichtigkeit für den Wirtschaftsstandort Zürich.
Die Bürgerorganisationen, die sich im Abstimmungskampf gegen die Verlängerungen starkgemacht hatten, verlangen ebenfalls, dass die Nachtruhe ab 23 Uhr eingehalten wird. So schreibt der Schutzverband der Bevölkerung um den Flughafen Zürich in seiner Stellungnahme. «Wichtig ist, dass die im Lauf der Abstimmungskampagne abgegebenen Versprechungen eingehalten werden.
Insbesondere soll die infolge des Ausbaus in den abendlichen Stunden höhere Kapazität nur zum Verspätungsabbau genutzt werden und nicht zur Abwicklung von noch mehr schädlichem und lästigem Nachtflugverkehr. Ein geeignetes Mittel dazu sei, die Lande- und Startgebühren lenkungswirksam so festzulegen, dass die bis heute stetig wachsende Lärmbelastung nachts gestoppt werde.
Nun sei der Flughafen gefragt, seine Versprechen aus dem Abstimmungskampf einzulösen: keine Zunahme der Flugbewegungen, mehr Lärmschutz und durchgehende Nachtruhe, schreibt die Bevölkerungsinitiative FAIR in AIR. Flughafen und Regierung müssten nun ihre Versprechen einlösen: mittels Bewegungsplafond, der Reduktion der Zahl fluglärmbetroffener Personen und der Einhaltung der Nachtruhe.
Ähnlich klingt es bei der Behördenorganisation Region Ost: Der Flughafen Zürich sei nun angehalten, seine Versprechen einzulösen: mehr Pünktlichkeit, mehr Nachtruhe und kein Kapazitätsausbau.
Verschiedene Bürgerorganisationen sammeln zudem seit Oktober 2023 Unterschriften für die Flughafen-Nachtruhe-Initiative, die eine siebenstündige Nachtruhe zum Ziel hat, Informationen dazu gibt es auf flughafen-nachtruhe-initiative.com. Bis zum kommenden April müssen 6000 Unterschriften zusammenkommen.
«Es ist ein Ja zu mehr Sicherheit, mehr Pünktlichkeit und mehr Verlässlichkeit im Flugbetrieb», lässt die Flughafen Zürich AG in ihrer Stellungnahme verlauten. Das klare Ja zeige den hohen Stellenwert, den der Flughafen Zürich als Tor zur Welt für die Bevölkerung in seinem Standortkanton habe.
Lukas Brosi, CEO Flughafen Zürich AG: «Wir freuen uns über die deutliche Zustimmung zum wichtigen Sicherheitsprojekt Pistenverlängerungen. Uns liegt viel daran, das Vertrauen der Bevölkerung in den Flughafen weiter zu stärken.» Die Diskussionen im Vorfeld der Abstimmung seien eine gute Gelegenheit gewesen, intensiv mit der Bevölkerung in den Dialog zu treten. «Auch nach der Abstimmung ist und bleibt der Dialog mit allen Anspruchsgruppen wichtig. Wir arbeiten weiter daran, den Betrieb robuster zu machen.»
Auch das Komitee weltoffenes Zürich äussert sich erfreut über das Resultat. «Die Bevölkerung hat sich klar für die Verlängerungen der Pisten ausgesprochen. Damit bringen die Zürcherinnen und Zürcher einmal mehr zum Ausdruck, dass sie dem Flughafen und der Flughafenpolitik vertrauen und dass sie wissen, dass ein sicherer, pünktlicher und verlässlicher Flughafen ein Standortfaktor erster Güte ist. «Von der erhöhten Sicherheitsmarge, der verbesserten Pünktlichkeit und mehr Nachtruhe profitieren der Flughafen, die Airlines, die Passagiere und die Bevölkerung.»
Als Nächstes arbeitet die Flughafenbetreiberin das Gesuch aus. Bis eine rechtskräftige Plangenehmigung vom Bund vorliege, sei mit einem mehrjährigen Verfahren zu rechnen. Mit dem Bau werde voraussichtlich 2030 gestartet. Die Kosten von rund 250 Millionen Franken trägt die Flughafen Zürich AG.
Bettina Sticher
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