Warum Strafen nur kurzfristig wirken
Warum Strafen keine nachhaltige Lösung in der Kindererziehung sind, erläuterte Kommunikationstrainerin Carmen Miss Tun letzte Woche an einem Elternabend der Primarschule Rümlang.
Kommunikationstrainerin Carmen Miss Tun erklärt, dass Strafen Schaden anrichten können. Viele Eltern besuchten den Abend der Schulsozialarbeit der Primarschule Rämlang. Bild: zvg
Warum Strafen keine nachhaltige Lösung in der Kindererziehung sind, erläuterte Kommunikationstrainerin Carmen Miss Tun letzte Woche an einem Elternabend der Primarschule Rümlang.
Rümlang. «Erziehen ohne Bestrafen» lautete das Thema des Elternabends der Schulsozialarbeit (SSR) der Primarschule Rümlang, welcher am Donnerstagabend vergangener Woche im Gemeindesaal stattfand. Ein Thema, welches offensichtlich grosses Interesse bei den Eltern weckte. Der Abend, der das Ziel hatte, Verständnis dafür zu wecken, was Strafe überhaupt ist und was sie bei den Kindern auslöst, war gemäss Anja Rasovic von der SSR so gut besucht wie noch nie.
Fast 200 Besucherinnen und Besucher lauschten den Ausführungen der Kommunikationsberaterin Carmen Miss Tun. «Hinter jedem Verhalten steckt ein Bedürfnis», lautete das Fazit des Anlasses.
Bestrafungen in der Erziehung würden nur vordergründig und kurzfristig wirken. «Sie hinterlassen Groll bei den Kindern und Jugendlichen und Frustration beim Elternteil», zeigte Carmen Miss Tun die Problematik dieser Handlungsweise auf. Sie würden Distanz in der Beziehung schaffen, da die Bedürfnisse weiterhin unbefriedigt blieben. «Bestrafungen zeigen dem Kind auf, was es falsch macht und nicht, wie es anders handeln könnte», erklärte die Kommunikationstrainerin.
Zudem seien Strafen mit zunehmendem Alter der Kinder schwerer realisierbar und belasteten die Beziehung. «Strafen hinterlassen Narben», sagte die Referentin. Die Folge: «Das Vertrauensverhältnis ist gestört.» Bei der Erziehung kommt es gemäss Miss Tun vor allem auf die Grundhaltung an. «Langfristig erwünschtes Verhalten erzielt man mit Respekt und Wertschätzung», hielt sie fest. Dies beinhalte die Erkenntnis und auch die Umsetzung der folgenden Grundlagen: «Ich und meine Bedürfnisse sind wichtig. Du und deine Bedürfnisse sind wichtig. Wir und unsere Beziehung sind wichtig.»
Die Referentin zog zur Veranschaulichung auch Beispiele aus dem Erziehungsalltag mit ihren eigenen Kindern heran. Zudem ging sie nebst den Beispielen und allgemeinen Tipps auch auf positive Kommunikationstechniken wie das Verwenden von Ich-Botschaften und aktives Zuhören näher ein. Das wirkungsvollere Vorgehen als zu strafen sei es, Kinder zur Kooperation zu ermutigen in einem Problemlösungsprozess.
Das heisst: Eltern und Kinder suchen gemeinsam eine Lösung. Dadurch würden Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen, und die Beziehung werde gestärkt. Dazu müsse man die Probleme erkennen, die Bedürfnisse abklären und die Suche nach Lösungen gemeinsam gestalten, wobei auch mit Humor gearbeitet werden dürfe, um die Anspannung zu lösen. Schliesslich müssten unter den Lösungsvorschlägen unterschieden und gemeinsam mit dem Kind eine Wahl getroffen werden.
In einer kurzen Fragerunde konnten die Anwesenden schliesslich im Plenum Fragen stellen. Ein Punkt war zum Beispiel die Diskussionsfreudigkeit des Nachwuchses. «Dranbleiben und konsequent bleiben», riet die Referentin.
Während des Vortrages gab es für die Anwesenden immer wieder Gelegenheit, in Partnerarbeit mit den Sitznachbarn Situationen zu diskutieren und Lösungen zu suchen. Der Input kam von der Kommunikationstrainerin. So sollten sie sich Situationen überlegen, in denen sie als Kind eine als ungerecht erfahrene Strafe erhielten und solche, in denen sie ihre eigenen Kinder mit ungutem Gefühl bestraften. Die Aufgabe war es, herauszufinden, wie man es anders hätte machen können, mit dem Ziel, sich zu den Beispielen Gedanken zu machen.
Die Eltern waren gemäss Anja Rasovic sehr interessiert und gaben dem Abend ein positives Feedback. Viele hätten nach dem Referat noch das persönliche Gespräch mit Carmen Miss Tun gesucht, um eigene Erziehungsfragen zu besprechen.
Jedes Jahr organisiert die Schulsozialarbeit (SSA) gemeinsam mit den Elternmitwirkungen Rümelbach und Worbiger einen Elternabend zu unterschiedlichen Themen. Dazu gibt es auch einen Apéro, der von den Elternmitwirkungen organisiert wird. Dieser bietet den Eltern die Gelegenheit, sich miteinander zu vernetzen. In den vergangenen Jahren ging es an den Anlässen zum Beispiel um die Themen Verantwortung, Konflikte, Umgang mit Geschwisterstreit oder starke Eltern sein.
Bettina Sticher
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