Im Auto hat Morris Horrer stets alles für den Sofort-Einsatz dabei. Bild: Martina Kleinsorg
05.04.2024 06:00
Er wird gerufen, wenn es krabbelt, kreucht und fleucht
Ob Mäuse, Marder, Wespen oder Bettwanzen – mit der Bekämpfung von Schädlingen aller Art hat der Rümlanger Morris Horrer viel Erfahrung. Der selbstständige Kammerjäger ist in der ganzen Deutschschweiz erfolgreich im Einsatz.
Rümlang. Morris Horrer ist Schädlingsbekämpfer – wenn sein Beruf zur Sprache kommt, löst dies bei den Leuten meist zweierlei Reaktionen aus: «Deinen Job könnte ich nie machen», meinen die einen, «Das ist sicher megaspannend», sagen die anderen. «Entweder ist man für den Beruf gemacht oder nicht», steht für den 30-jährigen Rümlanger fest. Zu seiner Berufung fand der gelernte Automechaniker durch den damaligen Partner seiner Mutter, der Cheftechniker bei einer Schädlingsbekämpfungsfirma war. Diese suchte dringend Mitarbeiter und Morris Horrer einen neuen Job. Er hatte Interesse und wurde eingestellt.
Chemikaliengesetz und Insektenkunde
Den Befall analysieren, Schädlinge identifizieren, die nötigen Massnahmen zur Bekämpfung einleiten und Möglichkeiten zur Prävention empfehlen und allenfalls umsetzen – die Basis für seine Tätigkeit als Schädlingsbekämpfer lernte Morris Horrer zunächst im alltäglichen Einsatz mit erfahrenen Kollegen. Berufsbegleitend absolvierte er den Ausbildungskurs beim Verband Schweizerische Schädlingsbekämpfer VSS in Bern und erwarb die eidgenössische Fachbewilligung.
Die Themen der theoretischen Prüfung reichten vom Chemikaliengesetz über Insektenkunde bis zur Berechnung, wie viel Mittel es braucht, um einen Raum zu vernebeln, gefolgt von einem umfangreichen praktischen Teil. Anfang 2023 machte sich Morris Horrer mit seiner Firma Antex selbstständig und verfügt heute über knapp ein Jahrzehnt Branchenerfahrung. «Jeden Tag erwartet einen etwas Neues», beschreibt er die Faszination. Ein besonders spannender Fall sei etwa jener eines Kunden gewesen, der nach dem Umzug überall Stiche hatte, die, wie Horrer herausfand, von Katzenflöhen stammten. Eingeschleppt wurden diese von der Vormieterin, welche im selben Haus einen Hundesalon betrieb. Über ein Jahr konnten die Parasiten in einer Art Blase ohne Blut überleben, solange keine Erschütterung stattfand – erst beim Einzug des neuen Mieters wurden sie geweckt. Im Sprühverfahren befreite Horrer die Wohnung schliesslich von den lästigen Mitbewohnern.
Spitzenplatz für Wespennester
Die meisten Anrufe erhält er während der Saison zur Wespenbekämpfung: «Wir entfernen Wespen nicht nur, als einer von wenigen Schädlingsbekämpfern siedeln wir ihre Nester wenn möglich auch um, ebenso wie jene von Bienen und Hornissen. Dafür stehen uns speziell eingezäunte Waldstücke zur Verfügung», sagt Horrer. Bettwanzen seien ebenfalls ein häufiges Thema, welche Menschen meist nachts mit Juckreiz auslösenden Stichen befallen: «Um sie zu entdecken, achten wir auf typische Zeichen und untersuchen Lattenroste auf Kotspuren.» Zur effektiven Entfernung dieser Schädlinge könne als Alternative zu Gift auch mit Wärme gearbeitet werden, betroffene Räume würden für zwei Tage auf 65 Grad erhitzt. «Das Eiweiss der Bettwanzen fängt an zu kochen, bis sie schliesslich zerplatzen», beschreibt Horrer den Vorgang.
Mäuse und Ratten bekämpft er in der Regel mit Schlagfallen oder Giftködern. Lebendfallen seien mit höheren Kosten verbunden, man müsse sie täglich kontrollieren, damit die Tiere nicht verhungern. «Eine gefangene Maus sollte mehr als einen Kilometer entfernt ausgesetzt werden, sonst kommt sie oftmals zurück», weiss Horrer aus Erfahrung.
Dass die Namensgeberin seiner Firma, die Ameise, je nach Art unterschiedliche Vorlieben hat, macht ihre Bekämpfung anspruchsvoll: Während die eine Zucker liebt, bevorzugt die andere Proteine, entsprechend ist der Lockstoff auszuwählen. «Man muss erst die Art bestimmen und dann das geeignete Vorgehen definieren.»
Beim Einsatz von Sprühmitteln trägt Horrer Schutzkleidung und Atemmaske. Die Räume seien nach intensivem Lüften meist direkt wieder bewohnbar. Unter den chemischen Mitteln gebe es solche, die im Aussenbereich nicht eingesetzt werden dürfen, damit sie nicht ins Grundwasser gelangen: «Auch wir Schädlingsbekämpfer müssen der Natur Sorge tragen.»
Kein Zeichen mangelnder Hygiene
Schädlingsbefall sei keineswegs immer ein Zeichen mangelnder Hygiene, doch könnten offene und überfüllte Kübel im Aussenbereich von Restaurants beispielsweise Ratten anlocken. «Ein Problem, dem man mit sorgfältiger Abfallentsorgung vorbeugen kann», rät der Fachmann zur Prävention.
Auch wenn Schädlingsbekämpfung kein Tabuthema mehr ist, legen manche Kunden doch Wert auf Diskretion: Hoteliers etwa, die um neutrale Arbeitskleidung bitten und darum, das Firmenfahrzeug nicht direkt vor dem Haus zu parkieren. «Wir gehen natürlich auf Kundenwünsche ein», bestätigt Morris Horrer. Gut mit Kunden umgehen zu können, nennt er denn auch eine Eigenschaft, die man für den Beruf mitbringen müsse. Von Vorteil sei auch ein dickes Fell, insbesondere bei der Räumung von Messie-Wohnungen, auch diese Leistung bietet er an.
Privathaushalte, Gewerbekunden oder Immobilienverwaltungen zählen zu den Antex-Kunden, je nach Auftragsgrösse ist Morris Horrer in der ganzen Deutschschweiz unterwegs. Der Hauptsitz seiner Firma, in der er einen Mitarbeiter beschäftigt, liegt derzeit noch in Berg am Irchel. Zentrale und Lager zügeln in Kürze nach Dietikon, weitere Standorte sind in Zürich, Oberwil-Lieli (AG) und Rümlang. «Im Auto habe ich für einen Sofort-Einsatz und jede Situation in verschiedenen Kisten immer alles dabei», zeigt sich der versierte Kammerjäger bereit. «Mit bisse und pickle, isch t Gränze de Himmel» lautet sein Leitspruch.
Mehr Informationen unter www.antex.ch
Martina Kleinsorg