Deponien sind streng kontrolliert
Auf einer Begehung der Deponie Chalberhau in Rümlang am vergangenen Samstag haben die Teilnehmenden viel über den Betrieb, die Geschichte und den Zweck der Anlage erfahren.
Tilmann Bogler, Lorenz Gerl, Klaus Schwärzler, Benjamin Forste,Gregor Moser, Annemarie Frei, Lukas Zett, Alain Schudel. Bild: sj
Auf einer Begehung der Deponie Chalberhau in Rümlang am vergangenen Samstag haben die Teilnehmenden viel über den Betrieb, die Geschichte und den Zweck der Anlage erfahren.
Rümlang. Am Samstag hat das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) eingeladen, die Deponie Chalberhau zu besichtigen. Rümlang war nicht der einzige Deponie-Standort, welchen der Kanton der Bevölkerung zugänglich machte. Im Rahmen der kantonalen Deponieplanung fanden bereits Besichtigungen in Obfelden, Eglisau und Oetwil am See statt.
In Rümlang führten die Mitarbeitenden der Eberhard Recycling AG, Michael Bebi, Leiter Ressourcen, und der Betriebsleiter Olivier Leisibach, durch die Anlage. Vor Ort war auch Daniel Locher, Geologe beim kantonalen Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL).
Seit 2009 befindet sich das Gebiet in Rümlang im kantonalen Richtplan. 2018 wurde die Deponie des Typs B für wenig belastete Stoffe eröffnet. Seither haben täglich 20 bis 60 Lastwagen ihr Material abgeladen: Bauschutt aus Abbrüchen, Aushubmaterial, gebundener Asbest und auch Boden, der mit invasiven Pflanzen belastet ist, den sogenannten Neophyten. Alles, was die Lastwagen bringen, wird strengstens kontrolliert: «Wir müssen uns versichern, dass nichts anderes als Material des Typs B hier endet», erklärte Leisibach.
Material des Typs B, sogenannte Inertstoffe, ist wenig belastet. Das bedeutet unter anderem, dass dessen Lagerung nach Bundesgesetz keine speziellen Massnahmen zum Schutz der umliegenden Gewässer erfordert. Im Kanton Zürich seien die Vorschriften des Gewässerschutzes allerdings strenger, als der Bund vorgebe, weshalb sich unter jeder Typ-B-Deponie eine «Badewanne» befinde, die das Regenwasser, das durch die Deponie einsickert, fasst, erklärte Michael Bebi. Hier kontrollieren die Mitarbeitenden der Eberhard Recycling AG das Wasser auf bedenkliche Verschmutzung, bevor es in die Glatt geleitet werden darf. Bedenklich wären beispielsweise Schwermetalle, Sulfat und PFAS, chemische Stoffe, die in Bratpfannen-Beschichtungen, wasserabweisender Kleidung oder Imprägniermitteln vorkommen. «Wir haben während der gesamten Betriebszeit nie bedenkliche Konzentrationen gefunden», versicherte Leisibach.
Insgesamt haben 0,5 Mio. m³ Material auf der Deponie Chalberhau Platz. «Wir decken das Material laufend mit Erde ab.» Mittlerweile ist ein steiler Hügel entstanden, der bereits wieder mit allerlei Grünem bewachsen ist. Auch mit Neophyten, die sich bei wüchsigem Wetter in Windeseile vermehren. Die Mitarbeitenden der Eberhard Recycling AG drehen fast täglich ihre Runden auf dem Areal, um deren Ausbreitung einzudämmen. Die geschulten Augen der am öffentlichen Rundgang beteiligten Naturkenner erspähten dennoch einige blühende Exemplare, die sie ohne zu zögern samt Wurzeln ausrissen.
Ist eine Deponie aufgefüllt, ist die Eberhard Recycling AG als Betreiberin während fünf Jahre für die Kontrolle und die Rekultivierung zuständig. Danach ist das Gelände wieder durch den Eigentümer nutzbar. Die Verantwortung für die Altlasten geht in die Hände des Kantons über.
Die Deponie Chalberhau habe ihr maximales Fassungsvermögen nahezu erreicht, sagte Betriebsleiter Olivier Leisibach. Was keinen Platz findet, wird in andere Kantone abtransportiert. Ein Ausnahmezustand, der eigentlich nicht mit den kantonalen Vorgaben einhergeht, die möglichst kurze Transportwege verlangen. Die Deponie hätte längst erweitert werden sollen. Zusätzliche Abklärungen zum Naturschutz haben das Projekt verzögert.
Heute endet die Auflagefrist des überarbeiteten Entwurfs für den kantonalen Gestaltungsplan «Erweiterung Deponie Chalberhau». Kommt das Projekt durch, beschreibt folgender Auzug aus dem Entwurf, wie das Gelände in ein paar Jahren aussehen wird: «In der Endgestaltung soll das Offenland durch seine geringen Hangneigungen zu attraktiven Landwirtschaftsflächen gestaltet werden. Der angrenzende Waldrand wird grosszügig dimensioniert, stufig aufgebaut und für die künftige Erhaltung entsprechend gepflegt. Zusammen mit den Steilböschungen im Offenland, die teilweise als naturnahe Flächen ausgestaltet werden, ergibt sich ein abwechslungsreiches, harmonisches Landschaftsbild.»
Was, wenn das Projekt an Einsprachen scheitert? Laut Daniel Locher vom AWEL befinden sich für diesen Fall alternative Deponie-Standorte im Richtplan. Auch für diese müsste ein Gestaltungsplan festgesetzt werden, was mehrere Jahre dauern könne. Das würde weitere Verzögerungen und Abfalltransporte in andere Kantone mit sich bringen.
Bernadette Dettling
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