An einem Sommernachmittag treffen sich sechs Kinder und ebenso viele Senioren an zwei Tischen auf der Gartenterrasse der Oase. Vor ihnen liegen Farbstifte, Filzstifte, Neocolor und Postkarten mit vorgedruckten Sternen. Die Oase in Rümlang bietet älteren Menschen ein Zuhause in eigenen Wohnungen oder in Pflegegruppen. Das Chinderhuus Zauberwald ist eine Krippe, die Kindern magische Abenteuer verspricht. Angestiftet vom Verein MIR Mitenand in Rümlang haben sich die Betreuungspersonen der Oase und des Chinderhuus gemeinsam auf das Abenteuer «Sternenpost» eingelassen.

Die Initiantinnen der Sternenpost haben hübsche Vorlagen erstellt, die nun nach Herzenslust bemalt, beklebt und mit Weihnachtsgrüssen beschreiben werden können. Die verzierten Postkarten sollen zu Weihnachten in alle Haushalte Rümlangs gelangen. Wie genau sie den Weg dorthin finden, ist noch nicht geklärt. «Wir schauen zuerst, wie das Projekt anläuft, bevor wir die weiteren Schritte planen», erklärt Astrid Muff, Präsidentin des Vereins. Sicher sei, dass der normale Postweg nicht in Frage komme, das sei zu wenig persönlich. Passend zum Grundgedanken des Projektes, das Miteinander im Dorf zu fördern, wäre, wenn wiederum Freiwillige aktiv würden. Denkbar ist, dass diese je einen Wohnblock, eine Strasse oder ein Quartier beliefern.

Für die Oase und das Chinderhuus ist das Miteinander schon jetzt Routine. «Wir unternehmen immer wieder gerne etwas zusammen», erklärt Adrienne Magne von der Oase. Für die Senioren seien die Besuche der Kinder eine willkommene Abwechslung. Deshalb habe man sich die Gelegenheit für das Treffen, das die Sternenpost geboten habe, nicht entgehen lassen wollen. 

Sternstunde unter Sonnenschirmen

Die Produktion der Postkarten läuft an besagtem sonnigen Nachmittag in der Oase auf Hochtouren. Die Betreuerinnen haben die sechs kleinen Abenteurer aus dem Zauberwald gut auf die Aufgabe vorbereitet. Sie wissen, was zu tun ist. Ernsthaft begeben sich die Kinder an die Arbeit und wählen konzentriert ihre Lieblingsfarben. Einer der Buben malt sorgfältig rot und violett in die vorgegeben Formen. Einem anderen sind die Sterne bald schnuppe. Lieber nutzt er den Platz auf der ganzen Karte, um sich mit blauem Filzstift kreativ auszutoben. Ein Senior, der mit seiner freundlichen Ausstrahlung und dem weissen Haarschopf an den Nikolaus erinnert, malt still mit. Die anderen am Tisch schauen zu und geniessen die Sternstunde, die ihnen die fröhliche Kinderschar beschert – bis es zu warm wird unter den Sonnenschirmen. Zur Kühlung zeichnet eines der Kinder einen Schneemann auf eine Karte und Adrienne Magne tischt Glacé-Stängel auf. 

Ziel: 4000 Karten

Die Kinder und der Senior schaffen an diesem Nachmittag gemeinsam etwa 20 Karten. In Rümlang leben etwas über 8000 Menschen verteilt auf rund 100 Strassen. Da sich Familien, Paare und andere Wohngemeinschaften in der Regel einen Briefkasten teilen, werden nicht ganz so viele Adressen zu beliefern sein. Dennoch klingt das nach einem sportlichen Vorhaben. «Wie viele Karten wir verteilen, hängt auch davon ab, wie viele wir produzieren können. Jedenfalls brauchen wir noch Freiwillige, um unser Ziel zu erreichen», bestätigt Astrid Muff. Neben dem Chinderhuus und der Oase sei die Primarschule Worbiger bereits eingespannt.

Nach dem Glacé ist die Geduld der Kinder für das Malen erschöpft. Sie brauchen Bewegung, um den Zuckerschub zu verwerten, und verabschieden sich. Die älteren Senioren ziehen sich zurück in ihre eigenen Räume. Einer bleibt noch etwas länger im Garten sitzen. «Zauberhaft, diese Kinder», sagt er.

Bernadette Dettling