Autogrammstunde mit Albert Rösti an der Bundesfeier
In Feierlaune waren die Rümlanger am 1. August schon bevor Bundesrat Albert Rösti die Heuelhalle betrat. Als er händeschüttelnd durch die Menge ging, kam Begeisterung auf.
Bundesfeier Rümlang 2024
In Feierlaune waren die Rümlanger am 1. August schon bevor Bundesrat Albert Rösti die Heuelhalle betrat. Als er händeschüttelnd durch die Menge ging, kam Begeisterung auf.
Rümlang. Wie überrascht über die persönliche Begrüssung der erste in der Reihe von Menschen wohl war, denen Bundesrat Albert Rösti die Hand reichte? Mit der Geste überwand Rösti die natürliche Distanz zwischen Volk und Regierenden und zog die Anwesenden umso mehr in seinen Bann. «Machtteilung, Machtbrechung, das ist unser staatspolitisches Leitmotiv», sagte der Bundesrat später in seiner 1. August-Rede.
Die persönliche Nähe, die Rösti bereitwillig zuliess, änderte nichts an dem, was die Flughafengemeinde von ihm, als Vorsteher des UVEK (Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation), erwartet. Gemeindepräsident Peter Meier-Neves sagte es deutlich in seiner Ansprache: Röstis Departement kenne Rümlang schon lange, dürfe es doch als Friedensrichter amtieren, wenn sich die Gemeinde gegen den Flughafen wehre. Deshalb sei es gut, dass der zuständige Bundesrat hier sei und noch besser wäre es, wenn er mal übernachten würde, um mitzuerleben, wie sich der Flughafen praktisch nie an die vereinbarten Schlafenszeiten halte. Die Forderung nach eingehaltener Nachtruhe bringt die Gemeinde auch in einem Dossier vor, das der Gemeindepräsident dem Bundesrat bei seinem Eintreffen aushändigte. Im selben Dossier enthalten ist auch eine Projektidee, die das Dorf vom Lärm der nahen Autobahn abschirmen und zugleich etwas zur okölogischen Energiegewinnung beitragen würde.
Vom Kleinjogg zur Demokratie
Rösti versprach zu Beginn seiner Rede, die Anliegen mit den diversen Involvierten und den Zuständigen zu diskutieren, obgleich die Güterabwägung zwischen Nutzen des Flughafens als Wirtschaftsmotor und dem Schutz vor Lärm schwierig sei. Zur Energiegewinnung äusserte er, die Schweiz brauche in Zukunft mehr Bandenergie für die Grundlast. Danach leitete der Bundesrat zur Geschichte Rümlangs über: «Als ich die Einladung erhielt, war schnell klar: Eine Gemeinde, die 1100-jährig wird, da überlegt man nicht lange, da geht man hin.» Rümlang sei lange vor Bern und Kandersteg gegründet worden, wo Rösti aufgewachsen ist. Wenn man, wie er, aus dem Berggebiet stamme, kämen einem die Tränen, beim Anblick der fruchtbaren, flachen Erde in der Gegend um Rümlang. Hier sei denn auch bahnbrechendes für die Landwirtschaft geleistet worden. Der Bundesrat erinnerte an Jakob Gujer, bekannt als Kleinjogg, der auf seinem Hof in Katzenrüti mit Dünger experimentierte und zum Pionier der modernen Landwirtschaft wurde. «Glücklich das Land, in dem Kleinjoggs die Felder pflegen», habe schon Jean Jacques Rousseau geschrieben. Mit dem Genfer Aufklärer und Wegbereiter der Französischen Revolution, schlug Rösti die Brücke zur Geschichte der Schweizer Demokratie.
Bestes politisches System
Im weiteren Verlauf der Ansprache fasste Rösti die Meilensteine zusammen, die zu unserem direktdemokratischen Rechtsstaat führten. Der Rückblick begann vor 150 Jahren mit der Revision der Verfassung. In den Mittelpunkt stellte Rösti das fakultative Referendum und die Initiative, zwei weltweit einzigartige Macht-Instrumente des Volkes. Dank ihnen sei die Schweiz ein Sonderfall der Freiheit und eines der stabilsten Länder weltweit: «Volksabstimmungen kanalisieren Unmut und dämpfen Spannungen», erklärte er. Diese Staatsordnung sei anspruchsvoll. Sie zwinge die Bürgerinnen und Bürger, sich mit Politik zu befassen. «Wir brauchen Leute, die sich engagieren, die Verantwortung übernehmen, die das Gesamtwohl im Auge haben und nicht die kurzfristige und kurzsichtige Selbstoptimierung.» Als Exot der Freiheit gerate die Schweiz immer wieder unter Druck. Ein Fremdkörper in Europa zu sein, sei nicht einfach. Dennoch bleibe die Aufgabe, unbeirrt den eigenen Weg zu gehen und das beste aller politischen Systeme aufrecht zu erhalten. Der 1. August sei dafür da, daran zu erinnern und sich bei den engagierten Bürgerinnen und Bürgern zu bedanken.
Autogrammstunde
Nach dem Schlusssatz belagerte das begeisterte Publikum den Bundesrat für Autogramme und Selfies. Er schien das zu geniessen, ja sogar Kraft daraus zu schöpfen. In tiefem Brustton erklangen darauf alle vier Strophen der Nationalhymne aus den Kehlen der rund 1000 Anwesenden unterstützt von der Band «The Coconuts». Erst eine Stunde und etliche Handschläge später zog die bundesrätliche Delegation weiter Richtung Ossingen, wo Albert Rösti an diesem Tag zum 5. Mal auftreten würde.
In Rümlang blieb die gute Stimmung bis zum Schluss erhalten. Nochmals schön feierlich wurde es, als eine Schar Kinder rot-weisse Lampione tragend, zu einem Spaziergang aufbrach und nach der Rückkehr das 1. August-Feuer entzündete.
Eine der besten Bundesfeiern
Der Gemeindepräsident Peter Meier-Neves liess den Anlass schliesslich im Gespräch mit dem Rümlanger Revue passieren: «Das war grossartig! Eine der besten 1. August-Feiern, die ich je erlebt habe. Ein Bundesrat als Redner, gute Musik, ein gelungenes Rahmenprogramm, die besten Würste der Welt – es könnte gar nicht besser sein. Und das Wetter spielte auch mit. Ein riesiges Kompliment an den Gewerbeverein, der alles durchgeführt hat. Ich war etwas überrascht über den Run auf den Bundesrat und wie zugänglich er sich zeigte. Dass ein Minister sich inmitten vieler Leute so sicher und wohl fühlen darf, ist einmalig in Europa.»
Bernadette Dettling
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