Den Mond vom Himmel aufs Handy geholt
Am Sommerevent in der Sternwarte haben Hobby-Astronomen und Astrofotografen ihre Ausrüstung gezeigt. Begeistert haben die Fotos, die man mit dem eigenen Handy durch das Teleskop schiessen konnte.
Am Sommerevent in der Sternwarte haben Hobby-Astronomen und Astrofotografen ihre Ausrüstung gezeigt. Begeistert haben die Fotos, die man mit dem eigenen Handy durch das Teleskop schiessen konnte.
Die Kuppel der Sternwarte Rümlang rumpelt und ächzt während Michael Butti sie mit zwei Helfern in Position stösst. Die drei Männer richten die Dachluke neu aus, um den Mond mit dem Teleskop wieder einzufangen. An diesem Abend wandert der Erdtrabant auf halber Höhe über dem Horizont. Im Schneckentempo ist er seinen Beobachtern entflohen. «Wir brauchen eine neue Kuppel», sagt Michael Butti. Er ist der Präsident des Vereins, der die Sternwarte Rümlang betreibt. Das schwere Stahldach lässt sich nur noch im Gegenuhrzeigersinn drehen. Genau anders herum, als der Mond sich bewegt. «Eine neue Kuppel mit elektrischem Antrieb kostet etwa 60'000 Franken. So viel hat der Verein nicht in der Kasse. Aber es gibt Stiftungen, die Sternwarten mitfinanzieren», erklärt Butti. Ein Revival hätte die Sternwarte auf jeden Fall verdient, denn man fühlt sich hier unter der rostenden Kuppel wie Han Solo im alternden Millenium Falken. Auch die steile Stahltreppe erinnert an den Einstieg in ein Raumschiff aus der Star Wars-Serie.
Garstiges Dach hin oder her - am Sommerfest der Sternwarte zeigte sich der Himmel endlich mal wieder gnädig. Das sei in diesem Jahr noch selten so gewesen. «Es hat fast jedes Mal geregnet, als wir für unsere öffentlichen Sternebeobachtungen öffnen wollten», erzählte Butti. Am Samstag liess sich der Mond sogar schon am frühen Abend bei Sonnenschein auf dem Handy einfangen. Das Sternwarten-Team hatte eine Halterung am Okular des grossen Teleskops befestigt, in die man das private Handy einspannen durfte. Diese Gelegenheit nahmen die Besucherinnen und Besucher gerne wahr. Dabei lernten sie von den Astrofotografen am Teleskop auch gleich die Foto-Funktionen ihres Smartphones besser kennen: wie man ein Bild heller und dunkler macht, bevor man abdrückt, zum Beispiel, und dass man den Mond am besten mit Stativ und Selbstauslöser fotografiert, damit er scharf wird, weil die grosse Entfernung nicht den geringsten Wackler zulässt.
Himmelswächter
Draussen vor der Sternwarte präsentierten Astronomen und Astrofotografen ihre technische Ausrüstung. Butti richtete ein kleineres Teleskop auf Arktur, den Hauptstern im Sternbild Bärenhüter und auf den Doppelstern Albireo. Der hellere der beiden Albireo-Sterne erscheint gelblich bis orange, während der schwächere einen bläulichen Schimmer hat. Wer sie sichtet und noch nie etwas von Albireo gehört hat, könnte die bunten Ringe glatt für Ufos – oder, um bei Star Wars zu bleiben – Droiden-Kontrollschiffe halten.
Anders als die Droiden sind Astrofotografen echte Himmelswächter. Von überall her auf der Erde richten sie ihre Teleskope ins Universum und zeichnen auf, was da oben geschieht – oder vor tausenden von Lichtjahren geschah. Einer von ihnen ist der Informatiker John Imboden. Am Sternwarten-Fest zeichnete er den 4700 Lichtjahre entfernten Mondsichelnebel und eine Supernova im Sternbild Schwan auf. Alle 180 Sekunden schiesst sein Computer Fotos durch das Teleskop, die dann ebenfalls per Computer-Technik übereinandergelegt und gespeichert werden. Je mehr Bilder sich stapeln, desto schärfer wird das Bild. Mit dieser Technik seien schon Asteroiden und Kometen entdeckt worden, die sich auf die Erde zu bewegten. Die Astrofotografen bilden mit ihrer privaten Ausrüstung also die äussersten Beobachtungsposten, die vor potenziellen, intergalaktischen Eindringlingen warnen.
Die Grenze des Weltalls
1966 bewilligte die Gemeinde dem Hobbyastronomen Arnold Jost, eine Kuppel mit Dachluke auf das alte Wasserreservoir oberhalb Rümlangs zu stellen. 1968 konnte Jost die Sternwarte in Betrieb nehmen. Er erfüllte sich damit einen Bubentraum noch bevor 1969 Neil Armstrong als erster Mensch seine Füsse auf den Mond setzte. Wer das damals am Fernsehen mitverfolgt hat, wird diesen emotionalen Augenblick wohl nie vergessen. Obwohl wir heute mit Teleskopen weit ins Universum vordringen können, hat es uns nur einen winzigen Bruchteil seiner Geheimnisse enthüllt. Der Mond bleibt die äusserste Grenze des Weltalls, die Menschen je erreicht haben.
Bernadette Dettling
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