01.11.2024 00:05
Der goldige Tannzapfen geht nach Oberglatt
Der Forstverein Rümlang vergab am Montag zum achten Mal «Dä goldig Tannzapfe». Mit dem Wanderpreis wurde in diesem Jahr Schlatter Holzbau Oberglatt für ihre Nachhaltigkeit und die Zusammenarbeit über Generationen ausgezeichnet.
Rümlang. Die Verwunderung war Felix Schlatter anzusehen, als er am Montagmorgen pünktlich um 9 Uhr mit dem Velo an der Huben Hütte vorfuhr. Diese könne mehr Licht vertragen, weshalb man eine Dachgaube plane, hatte der Rümlanger Revierförster Thomas Hubli dem Geschäftsführer von Schlatter Holzbau Oberglatt einen Auftrag in Aussicht gestellt. Doch statt einer Besprechung im kleinen Kreise erwartete diesen ein siebenköpfiges Empfangskomitee, um das in vierter Generation geführte Unternehmen mit «Dä goldig Tannzapfe» zu ehren. Der hölzerne Wanderpreis wird seit 2017 für herausragende Leistungen für den Rümlanger Wald vom Forstverein Rümlang vergeben, dessen Präsident Thomas Hubli ist. «Du bekommst keinen Grossauftrag, wir sind aus einem anderen Anlass da», setzte er zwischen Huben Hütte und dem Schopf der gleichnamigen Holzkorporation zur Laudatio an – beide Gebäude wurden in den 1950er und -70er Jahren von Schlatter Holzbau erstellt.
Beste Werbung für Schweizer Holz
Die Firma vereine Tradition und Moderne, lebe eine seriöse und nachhaltige Grundeinstellung, zeichne sich durch eine sehr angenehme Betriebsführung aus und schaffe Produkte und Bauten von hoher Qualität, charakterisierte Hubli das Oberglatter Unternehmen. Die Zusammenarbeit mit Forst Rümlang bestehe seit mehr als hundert Jahren: «Seit Generationen kauft Schlatter Holzbau unser Holz zu einem guten Preis ein.» Abmachungen würden gelten, Beanstandungen seien selten – als Käufer sei für Schlatter klar: Holz ist ein Naturprodukt. Von der eigenen Sägerei über die Weiterverarbeitung bis zum fertigen Produkt verfolge das Unternehmen den «Königsweg des Holzes», wie es Hubli nannte: «Heutzutage, wo viel Holz direkt verbrannt wird, holt ihr das Beste aus Schweizer Holz heraus und seid stolz darauf, das spürt man – bei dir, deinem Vater und den Mitarbeitenden.»
Das gekaufte Holz werde mit dem kurzmöglichsten Transportweg abtransportiert, je nach Auftrag gesägt und in den umliegenden Gemeinden verbaut. «Früher, als jedes Dorf noch seine eigene Sägerei hatte, war das normal», sagte Hubli und betonte: «Heute nachhaltiger zu bauen mit weniger grauer Energie – das ist fast nicht möglich.» CO2 werde in verbautem Holz über viele Jahre gebunden, so dass es nicht in die Atmosphäre gelange. «Wer nach CO2-Reduktion ruft, muss auf Holzbau setzen, wie ihr es macht», hob Hubli den grossen Verdienst für das Klima hervor. Darüber hinaus biete die Firma wertvolle Arbeitsplätze für «Hölzige» und bilde selbst Zimmerleute aus. «Das was ihr macht, ist beste Werbung, um mit Schweizer Holz zu bauen», schloss Hubli seine Ansprache und überreichte dem verdienten Sieger des diesjährigen goldigen Tannzapfen auch einen prallvoll gefüllten Präsentkorb. «Da musst du sehen, wie du das auf dem Gepäckträger nach Hause bekommst», konnte er sich einen Scherz nicht verkneifen.
Felix Schlatter zeigte sich hocherfreut über die unerwartete und ihm bislang unbekannte Auszeichnung. «Es ist eine Riesenehre», bekannte er gegenüber dem Rümlanger. Wieder einmal bestätige sich, dass es sich lohne, treue Beziehungen zu leben und nicht nur nach dem günstigsten Preis zu schauen. «In unserer schnelllebigen Zeit ist das sehr wertvoll.»
Dankbarer Abnehmer von Langholz
Die Holzernte im Rümlanger Wald beträgt laut Revierförster Hubli rund 3000 Kubikmeter jährlich. Beinahe die Hälfte davon sei Hackholz zum Heizen, auch sei viel Kurzholz darunter. Langholz mit einer Stammlänge von 20 bis 23 Metern parat zu machen, sei für die Holzer im Winter daher ein Highlight. Dieses wiederum weiss Felix Schlatter zu schätzen, der daraus die passenden Balken sägt, um sie beispielsweise in Dachstühlen zu verbauen. 100 bis 150 Kubikmeter nimmt er pro Jahr ab, bevorzugt Fichte, aber auch Weisstanne, Lärche, Föhre oder Eiche.
Gerne hätte Thomas Hubli auch Felix Schlatters Vater Walter bei der Ehrung dabei gehabt. 1975 stieg dieser in das elterliche Unternehmen ein, wo er 40 Jahre wirkte, bevor sein Sohn den Betrieb 2015 übernahm. Den 76-Jährigen konnte Hubli per Videokonferenz am Handy mit der Auszeichnung überraschen und ermöglichte einen kurzen, aber herzlichen Austausch mit dem anwesenden Altförster Albert Meier, der wiederum 40 Jahre für den Rümlanger Forst verantwortlich war – und den goldigen Tannzapfen 2017 für sein Lebenswerk erhielt. Mit Forstwart Gilles Henriod und dem für seine vielfältige Vorstandsarbeit ausgezeichneten Peter Ammann nahmen zwei weitere ehemalige Preisträger an dem fröhlichen Anlass teil, der mit einem zünftigen Apéro ausklang.
Martina Kleinsorg