Klotens Sportchef Ricardo Schödler.
29.11.2024 00:00
Ein Rümlanger dirigiert die Erfolgswende beim EHC Kloten
Der Rümlanger Ricardo Schödler (36) hat als neuer Sportchef des EHC Kloten einen grossen Anteil daran, dass sein Jugendverein in der National League im Vergleich zur Vorsaison nicht mehr wiederzuerkennen ist.
RÜMLANG. Kloten ist die grosse Überraschung der bisherigen National League. Die Flughafenstädter mischen unter ihrem neuen Rümlanger Sportchef Ricardo Schödler in der erweiterten Spitzengruppe mit. Kurz vor Halbzeit der Qualifikation befindet man sich gar auf Kurs für einen direkten Playoff-Platz, der den Top 6 der Liga vorbehalten ist.
Schödler hatte schon im Sommer kurz nach seinem Arbeitsbeginn mit dem Trainer-Engagement von Lauri Marjamäki, einem ehemaligen finnischen Nationalcoach, und der Verpflichtung von Torhüter Ludovic Waeber die ersten Weichen gestellt, die sich rückblickend als goldrichtig herausstellten. Marjamäki brachte eine klare Struktur in das Team. Jeder Spieler weiss, wie er sich wann und wie zu verhalten hat.
Und mit Goalie Ludovic Waeber konnte ein stämmiger Schweizer Top-Schlussmann verpflichtet werden, der mit seiner Postur viel Schussfläche abdeckt. Waeber stabilisiert die Defensive und strahlt mit seiner Art Ruhe aus. Durch das Engagement von Waeber und der damit verbundenen Streichung eines Ausländer-Platzes im Tor, konnte man in der Verteidigung neu auf zwei ausländische Feldspieler innerhalb des Import-Sextetts bauen. Und da schlugen die ebenfalls neu dazu gestossenen Sami Niku (FIN) und Thomas Grégoire (CAN) voll ein. Sie erweisen sich bislang auch aufgrund ihrer offensiven Produktivität als Glücksgriffe. Auch dies ist auf Schödlers Transfer-Wirken nach dessen Rückkehr zu seinem Jugendklub zurückzuführen.
Ricardo Schödler war vor seiner Rückkehr zu Kloten jahrelang im Schweizer Eishockey-Verband tätig, in den letzten Jahren als Manager des A-Nationalteams, mit dem er im Frühjahr zum Abschluss seiner Tätigkeit an der WM in Tschechien mit dem Silbermedaillen-Gewinn nochmals einen Höhepunkt erlebte. Schödler lebt abgesehen von einem einjährigen Abstecher in Winkel seit jeher in Rümlang, das eines der bedeutendsten Fan-Einzugsgebiete des EHC Kloten stellt. Auch Schödlers Frau ist Rümlangerin. Und die in Katzenrüti wohnhafte Barbara Flükiger-Zollinger, die Präsidentin des EHC-Kloten-Fanklubs Züri Unterland, kennt Schödler schon seit Kindsbeinen an, ebenso dessen Bruder Patrick. «Wir waren Nachbarn von Patrick», berichtet die in Rümlang bestens vernetzte Landwirtin, die zudem mit den Eltern von Schödler befreundet ist. Der «Rümlanger» führte ein Interview mit dem zweifachen Familienvater Ricardo Schödler, dessen vierjähriger Sohn bereits selbst ein Hockey- und Kloten-Fan ist.
Was sehen Sie Bezug den Bezug des EHC Kloten zu Rümlang?
Es gibt viele Kloten-Fans in Rümlang. Und für mich war damals die Eishalle von Rümlang aus auch so nah. Deshalb begann ich mit dem Hockeyspielen auch in Kloten.
Sie haben als Sportchef in Kloten innert kürzester Zeit einen spürbar positiven Drive eingebracht. Und auf dem Eis ist das Team gegenüber der letzten Saison, als man Qualifikations-Vorletzter war, nicht mehr wiederzuerkennen. In einem Podcast sprachen Sie unlängst davon, dass Wertschätzung gegenüber jedem Mitarbeiter für Sie in Ihrem Arbeitsumfeld ein Kernelement sei.
Jeder arbeitet hier für etwas Cooles mit dem Eishockey. Der ganze Staff und alle, die auf der Geschäftstelle arbeiten, leisten ihren Beitrag, dass es aktuell derart gut läuft. Es zählen eben nicht nur einfach die Spieler und der Coaching-Staff des Fanionteams, sondern alle, die im und für den Verein arbeiten. Deshalb ist jeder einzelne Mitarbeiter für Kloten wichtig.
Bemerkenswert auf dem Eis ist, dass sich Kloten in dieser Saison wiederholt nach Rückständen zurückkämpfte und mehrere Spiele hinten hinaus noch drehte.
Das steht ein wenig für den Charakter dieser Mannschaft. Das Team ist voller Selbstvertrauen, die Spieler glauben bis am Schluss an den Sieg. Sie kämpfen auch alle füreinander. Daran kann man dies festmachen.
Sie als Sportchef sehen auch im Erfolg noch Steigerungsmöglichkeiten...
Im Heimspiel vom letzten Samstag in Biel hatten wir ein wenig den Beginn der Partie verschlafen, uns dann aber gesteigert. Klar ist, dass man von Anfang an bereit sein muss. Es gab ein paar kleine Fehler drin, die unser Goalie Sandro Zurkirchen aber wieder ausbügelte.
Zwei andere Routiniers, die Verteidiger Leandro Profico (34) sowie Klub-Rekordspieler Steve Kellenberger (37), haben dafür vor ein paar Tagen bereits schon für die nächste Saison unterschrieben...
Wir erhalten in der nächsten Saison mit Leandro Hausheer von Lugano und mit Noah Delémont von Biel zwei junge Verteidiger. Von dem her ist es gut, dass Kellenberger und Profico auch noch da bleiben. Beide verkörpern unsere Idee und bieten nach wie vor Top-Leistungen. Profico bot beispielsweise beim 4:3-Sieg nach Verlängerung gegen Biel meines Erachtens ein Riesenspiel. Und über die Wichtigkeit von Kellenberger müssen wir ohnehin nicht diskutieren. Er ist unser Captain.
RICHARD STOFFEL