Die bunte Türe lädt ein einzutreten. Bild: Karl Landolt
Liebe den Rümlanger Lesende, liebe die Weihnachtsbotschaft Schätzende, liebe auf Liebe und Trost Angewiesene, liebe Türen öffnende und Begegnungen Wagende, Weihnachten ist ein Geheimnis, riskieren wir einen Blick: Dem Geheimnis nachzuspüren ist eine lebenslange Aufgabe, immer wieder neu. Wir wollen das Geheimnis ergründen, etwas im Dunkeln erkennen und plötzlich spüren wir Orientierung: ein Licht strahlt auf. Das Wirken Gottes für seine Menschen, für seine Schöpfung, für Tiere, Pflanzen, Gestirne wahrzunehmen, hat mit Vertrauen und Dankbarkeit zu tun. Natürlich auch mit Ruhe und Gelassenheit, mit Einsicht und einer Portion Sehnsucht und Hoffnung, dass das Licht stärker ist als das Dunkel, dass stimmt, was uns verheissen ist. Dass wir es als unsere Wahrheit annehmen. Weihnachten heisst auch, diesem Geheimnis immer wieder, von neuem, näherkommen, mal mit den Augen eines Kindes, mal mit dem Herzen eines Erwachsenen. Weihnachten hat mit Geschenk und Bedürftigkeit, aber auch mit Herausforderung und Standhaftigkeit zu tun. Ich versuche das Geheimnis so zu erklären, es zu umkreisen: Ein Kinderpunsch mit Traubensaft ist schnell gemacht: Man nehme einen Liter Apfelsaft, einen Liter roten Traubensaft, zwei Zitronen und eine Orange in Scheiben geschnitten, sechs Nelken, ein Stange Zimt, eine Prise Muskat. Wenn alles zum Kochen gebracht ist, es 10 Minuten ziehen lassen. Dann alle Zitronen und Orangenstücke herausholen und warm servieren. Die Ingredienzen und handelnden Personen der Weihnachtsgeschichten sind uns ebenfalls bekannt. Das Lukasevangelium erzählt, wie der Engel den Hirten auf dem Feld von der grossen Freude kündet, die allem Volk widerfahren wird: «Euch wurde heute der Retter geboren.» Das Zeichen, auf das sie schauen sollen: ein neugeborenes Kind, in Windeln gewickelt, in einer Futterkrippe. Und in diesem Moment erklingt der vielstimmige Gesang der Engel, die Gott loben und sprechen: «Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden unter den Menschen seines Wohlgefallens.» Der würzige Punsch braucht nur noch getrunken zu werden und schon stellt sich im Zusammensein mit anderen Menschen beim Anlass in der Weihnachtszeit die ersehnte andere Stimmung ein. Weg mit der Hektik, endlich Zeit haben, das Kerzenlicht auf sich wirken lassen, die Wärme einer Feuerschale spüren, Düfte schmecken, vertraute Musik und Lieder anhören, gute Gespräche führen, etwas für die Seele mitbekommen. Auch die Botschaft zu Weihnachten braucht nur noch geglaubt zu werden und schon verzaubert sie einem das Leben, hilft im Alltag, die Gedanken zu sortieren im stillen Kämmerlein, im Gottesdienst einen weiten Blick einzunehmen in die Welt, bei einem Anlass der Kirchgemeinde wie dem Essen an Weihnachten sich sozial auszurichten, oder beim globalen Engagement für Projekte über den eigenen Kreis hinaus mitzutun für den Weltfrieden. Bekanntlich braucht nicht alles perfekt zu sein, sondern lieber mal einen Anfang wagen, einen kleinen Schritt machen, etwas Sinnstiftendes tun im Sinne: «Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.» (2. Timotheus 1,7) Oder: «Niemand hat Gott je geschaut. Wenn wir aber einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist unter uns zur Vollendung gekommen.» (1. Johannes 4,12) Punsch und Erzählung, Gefühl und Zuspruch – sie richten sich nicht bloss an Kinder. Vielleicht erkennen sie Kinder eher als Erwachsene. Da ist ein Zuspruch, eine Bewegung von Gott hin zu den Menschen, so dass ganz unerwartet, an unerwarteter Stelle, der Friede beginnt. Hirten führten ein hartes Leben, ihnen wurde die Botschaft der Hoffnung verkündet. Ein schutzbedürftiges Kind ist Sinnbild dafür, dass Gott Mensch wird und ist, für dieses Geheimnis des Lebens und Glaubens. Um den Frieden ist es aktuell nicht so gut bestellt. Darum ist die Botschaft des Friedens umso nötiger, und dass wir dazu unseren Beitrag leisten. Die Weihnachtsbotschaft trifft mich mitten ins Herz, im Dasein und Erleben. Sie betrifft mich als Mensch in meinem Einsatz für das Gute. Wir alle werden durch den Engelsgesang angespornt, Hoffnung zu haben und für die Hoffnung einzutreten, unseren Beitrag an den Frieden zu leisten. Dies gelingt, wenn wir uns verändern lassen wie Kinder, spontan und kreativ sind, selber Ausschau halten nach dem Lichtglanz, den Worten der Ermutigung, dem Geheimnis, wo unerwartet Gott begegnet, wir Rettung erleben. Sie dürfen auch sagen, Veränderung. Der Weg, den Gott gegangen ist hin zu den Menschen, in Jesus und der Weg, den er gegangen ist, durch das Leiden hindurch und in die Auferstehung, in das Licht von Ostern, dieser Weg nimmt uns mit, durch alle Herausforderungen des Lebens hindurch. So spricht die Weihnachts- (und Osterbotschaft) auch uns zu: «Fürchtet euch nicht! Denn seht, ich verkündige euch grosse Freude.» Vielleicht sind diese Worte ein farbiger Türöffner für die Botschaft des Friedens – dass wir uns verändern lassen von und durch Weihnachten, also durch das Geheimnis der Menschwerdung Gottes. Denn die Weihnachtsbotschaft hilft auch uns, Mensch zu werden. Letztlich schenkt und bewirkt es Gott. Er hat den Lead, er lädt uns ein. Darum: Wagen Sie Begegnungen, öffnen Sie Türen, nehmen Sie sich Zeit für das Farbige im Leben. Das Dunkel wird vom Licht überstrahlt. Frohe und gesegnete Weihnachten und möglichst viel Frieden, innerlich und äusserlich! Christian König, ref. Pfarrer Rümlang
Gedanken zum Bild
In Adventskalendern gehen Türchen auf. Wenn wir Haustüren öffnen, dann kommt Farbe in den Alltag, denn Begegnungen werden möglich. Diese Bildinstallation eines Künstlers aus meiner Verwandtschaft lädt dazu ein, selber etwas Farbe in den Alltag zu bringen. Der Künstler heisst Karl Landolt, war Priester, später Zeichenlehrer und sein Hobby die Astronomie und das Bauen von Teleskopen und schleifen von Spiegeln. Ich blicke automatisch hin zur farbigen Türe, nehme aber auch die andere Türe und den Vordergrund in den Blick. Das Dunkle, es ist ein Baum, verschwindet im Rahmen. Und viele Gedanken gehen mir durch den Kopf. Wie farbig sind meine Türen? Welche Farbe hat mir Gott geschenkt? Wie kann ich Farbigkeit bringen für andere? Vielleicht sind es auch Ihre Fragen.