24.01.2025 00:05
Nach dem Sternendorf ist vor dem Sternendorf
Dank reger Beteiligung der Bevölkerung hat das erfolgreiche Projekt grosses Potenzial, eine neue Dorftradition zu werden. Am Samstag lud der Verein «MIR mitenand in Rümlang» zum gut besuchten Abschlussfest ein.
Rümlang. An zwei Grillplätzen neben der Hubenhütte knistert das Feuer, Finnenkerzen verströmen behagliche Wärme. Cervelas, Stangenbrot und Marshmallows stehen zum Bräteln bereit, es locken süsse und würzige Snacks, Punsch, Glühwein und Tee. Auf den Bänken liegen Decken, Tannenzweige auf den Tischen, hölzerne Sterne in Rot, Weiss und Natur schmücken die Winterwald-Kulisse. Vom Truck der Jugendarbeit erklingen dezente Beats. «Herzlich Willkommen im Sternendorf – 1100 Sterne für Rümlang» verkünden zwei Banner. Die vier Vorstandsfrauen von «MIR mitenand in Rümlang» haben das Abschlussfest des erfolgreichen Projekts mit viel Herz für die Bevölkerung vorbereitet.
Erwartungen weit übertroffen
«Dorftraditionen aufbauen und pflegen», lautet ein Ziel des im vorigen Februar gegründeten Rümlanger Vereins. Im Zentrum stehe der soziale Aspekt, ergänzt Präsidentin Astrid Muff: «Man soll gemütlich zusammenkommen und ohne viel Aufwand gemeinsam die Zeit geniessen können.» Das Projekt «Sternendorf» – zur Förderung der Gemeinschaft und zur Feier des Gemeindejubiläums lanciert – erfüllt diesen Anspruch perfekt: Im März wurden im Rümlanger Wald Stecken gesammelt, ab Mai an etlichen Wochenenden in der Sternenwerkstatt im Schulhaus Worbiger Sterne zugesägt, geschliffen, lasiert, grundiert und bemalt, Jung und Alt arbeiteten fröhlich Hand in Hand, nicht nur am «Generationenvormittag». Geschätzte 300 freiwillige Helferinnen und Helfer waren am Erfolg des Projekts beteiligt, rund 1700 Sterne schmückten bis zum Aktionsende am 11. Januar das Dorf, der letzte wurde am Martini-Märt verkauft. «Wir haben natürlich gehofft, dass sich die Menschen von der Idee so begeistern lassen wie wir. Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen», freut sich Astrid Muff. Der Verkaufserlös soll zukünftigen Projekten für die Rümlanger Bevölkerung zugutekommen. «Dank des finanziellen Polsters liegen auch Anlässe wie dieser drin – gratis und für alle zugänglich.» Nach den Erfolgsfaktoren des Projekts gefragt, hebt die Vereinspräsidentin die enge Verbundenheit mit dem Dorf hervor: «Es ist Holz aus Rümlang, es sind die Farben von Rümlang. Die Sterne sind wie ein neues Wahrzeichen – die Bevölkerung kann sich damit identifizieren.» Keine Frage, sind auch 2025 bereits Termine für die Sternenwerkstatt angesetzt.
«Den Ärmel reingezogen»
Kurz nach 11 Uhr sind die ersten Gäste eingetrudelt, darunter Ueli und Andrea Haab. «Den Orientierungsabend zum Sternendorf im April besuchte ich mit unserer Tochter Lydia Ammann, dort hat es uns gleich den Ärmel reingezogen, seitdem sind wir dabei – Lydia ist inzwischen im Vorstand», berichtet die 64-Jährige. Sie selbst sei gerne kreativ und bastle gerne, erklärt sie ihre Motivation. Ehemann Ueli (67) betont den kulturellen Aspekt, zu dem er gerne einen Beitrag leiste. «Der Verein stellt coole Veranstaltungen auf die Beine. Uns ist es ein Anliegen, dass das Engagement nicht im Sande verläuft.» Auch Enkel Simeon teilt die Freude am Projekt. «Erst haben wir gesagt ‹Komm mit›, dann war er kaum mehr zu bremsen», erzählt Grosi Andrea. Der Elfjährige arbeitet gerne mit Holz: «Am meisten Spass macht mir das Zuschneiden mit der Bandsäge.» In der Sternenwerkstatt und im eigenen Garten habe die Familie «harassenweise» Sterne hergestellt. «Einige davon haben wir jetzt daheim», erzählt Ueli Haab. «Nun sind sie eingelagert und kommen als Adventsdeko rund ums Haus wieder zum Einsatz.»
Anna Kopp ist mit Ehemann Thomas und Söhnchen Maximilian am Fest anzutreffen, die Familie lebt seit drei Jahren in Rümlang. Zwar habe sie keine Sterne hergestellt, doch beim Verkauf am Martini-Märt mitgeholfen, erzählt die 42-Jährige. «Schön, dass es den Verein jetzt gibt, man lernt dadurch viele Leute kennen.» Wie sich Rümlang zur Weihnachtszeit in ein Sternendorf verwandelte, habe ihr sehr gefallen. «Überall im Dorf waren die Sterne zu sehen, wir hatten natürlich auch welche auf dem Balkon. Das vermittelt ein Zusammengehörigkeitsgefühl.»
Der Rümlanger Adrian Graf, der unter dem Künstlernamen «Adirocks» spezielle Sterne zur Versteigerung zugunsten des Vereins gestaltet hatte, schätzt besonders den «Dorfcharakter» und regionalen Aspekt des Projekts: «Die Leute von hier profitieren – das ist das Schöne, dass man sich kennt.» Rund 200 Gäste durften die Vorstandsfrauen an der Hubenhütte begrüssen. «Ein gelungener, fröhlicher und gelassener Abschluss», zieht Astrid Muff ein zufriedenes Fazit.
Martina Kleinsorg