14.02.2025 00:00
Die Chilis müssen das Saisonende abwenden
Die Chilis Rümlang-Regensdorf liegen in den Playoff-Viertelfinals im NLB-Unihockey der Frauen gegen Appenzell mit 0:2 in der Best-of-5-Serie zurück. Am Samstag (16 Uhr) müssen die Chilis in der Heuel-Sporthalle ihr zweites Heimspiel gewinnen, um das vorzeitige Saisonende abzuwenden.
Rümlang. Den Chilis steht das Wasser bis zum Hals. Denn der Qualifikations-Vierte verlor am letzten Samstag das Heimspiel zum Playoff-Auftakt gegen den Qualifikations-Fünften mit 1:4 und einen Tag später im Appenzell das zweite Spiel mit 1:2. Um die Serie noch drehen zu können, benötigen die Chilis nun drei aufeinanderfolgende Siege, darunter einen Auswärtserfolg am Sonntag im Appenzell. Ein etwaiges fünftes Duell würde am Samstag in einer Woche bei den Chilis im Programm stehen (16 Uhr).
Vor zwei Jahren hatten die Chilis auf dem Weg in den Playoff-Final der Nationalliga B die Appenzellerinnen in den Halbfinals noch mit 3:0 Siegen bezwungen. Nun droht das umgekehrte Verdikt gegen Appenzell. Und dies, obschon die Chilis die Qualifikation mit sechs Siegen in Serie noch ruhmreich abgeschlossen hatten. Doch die knapp dreiwöchige Pause vor dem Playoff-Start brachte die Chilis nun aus dem Tritt.
Sportchef Joe Stöckli ist derweil überzeugt, dass die Substanz und der Teamgeist bei den Chilis in ausreichendem Mass vorhanden sind, um das Blatt noch zu wenden. Im Vorjahr hatte die Saison für die Chilis in den Viertelfinals gegen den nachmaligen Aufsteiger Wasa St. Gallen geendet (1:3 Siege).
Blackout von sechs Sekunden
Bei der 1:4-Heimniederlage vom letzten Samstag gegen Appenzell wurden die Chilis beim Stande von 1:1 zu Beginn des Mitteldrittels durch einen Doppelschlag mit zwei Gegentreffern innerhalb von sechs Sekunden übertölpelt. Davon konnte sich das Heimteam nicht mehr erholen. Davor hatten die Zürcher Unterländerinnen die Partie dominiert. Die Gastgeberinnen hätten schon im Startdrittel mehr als nur den 1:1-Ausgleich erzielen müssen. Und der Appenzeller Headcoach Marco Kipfer gab nach dem Spiel zu: «Glück haben wir schon beansprucht. Denn die Chilis trafen wiederholt die Torumrandung. Und wir waren ziemlich kaltblütig.» Doch nicht nur das Glück des Tüchtigen, sondern auch taktische Kniffe standen hinter dem Auftaktsieg der Appenzellerinnen. «Wir stellten das System auf diese Playoffs hin etwas um und spielten anders als in den letzten drei Jahren gegen die Chilis.» Bei den Chilis betonte Abwehrspielerin Kim Bichsel, dass die Vorbereitung auf das Playoff-Duell hin schon gut gewesen sei. «Und nach dem 1:1 glaubte ich, dass es sicher gut kommen werde. Doch dann hatten wir diese schlechte Minute.» Eine markante Teamleaderin bei den Chilis ist die langjährige polnische Internationale Weronika Noga (31), die am Samstag auch zur besten Spielerin des Heimteams gewählt worden war. Die auf diese Saison hin zu Rümlang-Regensdorf gestossene Verteidigerin bestritt einst 95 WM-Partien für ihr Heimatland, für das sie zeitweise auch als Captain auflief. Mit Zug United gewann Noga im Vorjahr noch den Supercup, wurde Qualifikationssiegerin und erreichte mit den Zentralschweizerinnen den Halbfinal im Champions Cup. Noga, die sechs Jahre lang für Zug spielte, meinte nach der Heimspiel-Niederlage der Chilis: «Wir spielten nicht so, wie wir das wollten. Es fehlte die Effizienz und Konsequenz vor dem gegnerischen Tor.» Dabei sei das erste Drittel noch nicht so schlecht gewesen. Doch statt im Mitteldrittel noch einen Gang hochzuschalten, hätte man einen Durchhänger verzeichnet und teilweise «etwas geschlafen», wie es Noga bezeichnete. Die Gegnerinnen seien dagegen sehr geduldig gewesen. Im Vergleich zu den Qualifikationsspielen traten die Appenzellerinnen gezielt abwartend auf und lauerten mit Erfolg auf ihre Konterchancen. «Sie lernten sicher von den letzten Spielen gegen uns. Und wir hätten in der Mittelzone geduldiger aufbauen müssen», sagte Noga. Wiederholt sei der direkte Zug aufs gegnerische Tor zu überhastet erfolgt. «Die Pause vor den Playoffs hat uns nicht so gut getan. Wir müssen wieder zu unserer Routine zurückfinden», fordert die Polin.
Trainer Stephan Mock mokierte sich über den Doppelschlag der Gäste. «Das waren selbst verschuldete Gegentore. Appenzell wurden diese aufgelegt. Dafür mussten sie nicht viel tun. Das dritte Gegentor war gar indiskutabel. Das darf nicht passieren.» Dennoch blickte Mock nach dem missglückten Playoff-Auftakt noch optimistisch nach vorne. «Wir haben in der Nationalliga B in den letzten Jahren in keiner gegnerischen Halle so viel gewonnen wie im Appenzell. Das ist quasi ein Auswärts-Heimspiel für uns.»
Dennoch kam es am Sonntag anders. Die mangelnde Effizienz führte die Chilis auch auswärts ins Verderben und zur 1:2-Niederlage. Joe Stöckli, der Sportchef der Chilis, sah da vielfach «ein Bein der Gastgeberinnen im Weg». Im Dezember hatten die Chilis in der Qualifikation gleichenorts noch 4:3 gewonnen. «Damals hatten wir keinen einzigen Ball leichtfertig preis- und auch keinen verloren gegeben», erinnerte sich Weronika Noga zurück.
Trainer und Sportchef hören auf
Auf die kommende Saison hin kommt es übrigens zu einem Wechsel auf zwei Schlüsselpositionen bei den Chilis. Sowohl Trainer Stephan Mock als auch Sportchef Joe Stöckli beenden aus freien Stücken und wie seit geraumer Zeit geplant ihre Tätigkeiten. Sowohl Mock als auch Stöckli wollen sich teilweise auch altersbedingt aus der Unihockey-Szene zurückziehen. Trainer Mock betont indes gegenüber dem «Rümlanger», dass er seinen Ruhestand erst Ende März nach dem Playoff-Final geniessen möchte: «Aber das ist natürlich jetzt noch weit weg.»
Das Kader des NLB-Vereins wird laut Sportchef Stöckli zu über 90 Prozent zusammen bleiben. «Wir werden auch nächste Saison sehr gut aufgestellt sein. Ende Februar werden die letzten Unklarheiten bereinigt sein», kündigt der Urner an. Der Nachfolger von Trainer Mock, der drei Jahre lang bei den Chilis tätig war, wird aus dem eigenen Erstliga-Team der Frauen rekrutiert: Mike Auf der Maur übernimmt. Teamintern erfolgte die Information vorgestern Mittwoch. «Wir haben einen guten Teamkern. So gesehen kommt es nicht so sehr auf den Trainer an, auch wenn er seinen Einfluss hat», sagte Kim Bichsel noch vor der Bekanntgabe gegenüber dem «Rümlanger».
Richard Stoffel