27 Jahre für die Schulpflege im Einsatz
Seit 1998 war Ulrich Haab in der Sekundarschulpflege Rümlang-Oberglatt, davon sieben Jahre als Präsident. Jetzt tritt er zurück. In einem persönlichen Gespräch blickt er auf eine bewegte Zeit zurück.
Ulrich Haab gibt das Präsidium der Sekundarschulpflege ab.
Seit 1998 war Ulrich Haab in der Sekundarschulpflege Rümlang-Oberglatt, davon sieben Jahre als Präsident. Jetzt tritt er zurück. In einem persönlichen Gespräch blickt er auf eine bewegte Zeit zurück.
Rümlang. Als Ulrich Haab 1998 sein Amt als Schulpfleger antrat, hätte er nicht erwartet, wie stark sich die Digitalisierung in den kommenden Jahren auf die Schule auswirken würde. Mit der technischen Entwicklung mitzugehen und sie als sinnvolle Lösungen der Bevölkerung zu präsentieren, habe er als hochspannend empfunden. «Die ersten Smartboards brauchten einen Beschluss der Schulgemeindeversammlung so teuer waren sie», erinnert sich Haab. «Die riesigen Bildschirme, die heute in jedem Schulzimmer hängen, kosten noch einen Bruchteil dessen, was die ersten Smartboards kosteten.»
Nicht nur Computer, Tablets und Handys haben die Volksschule verändert. Haab hat die Einführung der Schulleitungen, der Schulsozialarbeit, des Lehrplans 21 und den Ausbau der Schulverwaltung an vorderster Front miterlebt. «Ja, jetzt im Gespräch fällt mir auf, wie viel sich verändert hat. Wir haben mit vielen dieser Neuerungen die Lehrpersonen entlastet, damit sie sich auf ihre Kernaufgabe - den Unterricht - konzentrieren können.» Die Schüler seien schwieriger geworden und die Erwartungen an die Lehrpersonen seien stetig gestiegen, sagt Haab. «Die Schule muss heute Erziehungsaufgaben übernehmen, die eigentlich ins Elternhaus gehören.» Deshalb hat die Sekundarschule in ihrem jüngsten Projekt einen Sozialpädagogen eingestellt. «Es ist Gold wert, wie er den Zugang zu den Jugendlichen findet», lobt Haab, «der Unterricht läuft jetzt viel ruhiger ab.» Als Schulpflege sei man unter anderem für die Schulraumplanung zuständig. Die früheren Bauprojekte zu begleiten, sei für ihn das Highlight des Amtes gewesen, verrät Haab. «Man fällt strategische Entscheidungen für die Bildung, denkt darüber nach, wie ein Raum für die Bildung der Zukunft aussehen soll. Meine Nachfolge darf das jetzt miterleben und die Schulpflegenden, die bleiben erleben es ein zweites Mal.» Ein bisschen Wehmut schwingt mit in Haabs Stimme. Er wäre dabei, hätte er die Kraft noch. Haabs Nachfolge wird also mit einem interessanten Bauprojekt ins Amt einsteigen dürfen - sofern die Stimmberechtigten den notwendigen Kredit bewilligen. Seit Herbst 2024 findet ein Teil des Unterrichts an der Sekundarschule in Oberglatt in einem Provisorium statt. Bis 2027 müsse ein Neubau stehen. «Wir haben uns bei der Schulraum-Planung auf das übliche Wachstum gestützt und sind von Neuzuzügern überrollt worden. Die Region ist überdurchschnittlich gewachsen.», erklärt Haab und ergänzt: «Wir fällen ja keine Entscheidungen über die Bevölkerungsentwicklung. Wir bekommen einfach die Schüler und sind verpflichtet den Schulraum zur Verfügung zu stellen.» Man spürt, dass es ihm schwerfällt, den Planungsfehler nicht bei sich zu suchen. «Mein Problem ist, dass ich Kritik und Schwierigkeiten schnell persönlich nehme.» Deshalb sei auch sein Drang, sofort etwas gegen angeprangerte Missstände zu unternehmen, stark. Das habe ihn zuletzt immer mehr belastet, so sehr, dass er keinen Schlaf mehr gefunden habe. Die Belastungsgrenze habe er praktisch über Nacht erreicht. «Vorher lief alles wie am Schnürchen. Mein Kopf sagte, du schaffst das. Ich wollte es auch. Die Arbeit ist spannend. Die Bildung liegt mir sehr am Herzen. Aber mein Körper hat plötzlich gestreikt.» Mit dem Rücktritt schiebt er sich nun selbst den Notriegel vor. Das Pensionsalter, das den Ruhestand so oder so legitimiert, hat Haab bereits 2022 erreicht. Ja, loszulassen falle ihm schwer.
Immer und überall einsatzfähig zu sein, hat Haab in der Feuerwehr gelernt. «Da, wo ich aufgewachsen bin, war es Pflicht mit 18 Jahren in die Feuerwehr einzutreten.» 42 Jahre lang sei er für sie ständig auf Abruf gewesen. «Ein Glück war, dass ich einen Arbeitgeber hatte, der die zusätzlichen Aufgaben unterstützt hat. Anders ist es nicht möglich, ein öffentliches Amt auszuführen.» Haab war vollberuflich als Material- und Gerätewart der Feuerwehr und dem Zivilschutz sowie im Werkbetrieb der Gemeinde Rümlang tätig. Seine Frau habe ihm stets den Rücken freigehalten, wofür er sehr dankbar sei. Und auch die Schulverwaltung habe ihn entlastet. «Wir haben hier ein hervorragendes Team. Hätte ich nicht eine dermassen starke Verwaltung im Rücken, wäre die Aufgabe neben Job und Familie sehr herausfordernd gewesen.» Zu seiner Freude, sei auch die Bevölkerung gegenüber der Schulgemeinde immer sehr wohlwollend gewesen. Nie habe sie ein Anliegen zurückgewiesen. «Natürlich haben wir geschaut, dass wir mit den vorhandenen finanziellen Ressourcen über die Runden kamen. Seit 2012 haben wir denselben Steuerfuss beibehalten. Mit diesem haben wir den Haushalt bewältigen können.» Diese Zeiten seien mit dem nächsten Neubau wahrscheinlich vorbei. «Der Steuerfuss wird vermutlich erhöht werden müssen - ausser die Neuzuzüger bringen genügend Steuereinnahmen. Im Moment sieht es nicht danach aus.» Haab wünscht seiner Nachfolge, dass die Bevölkerung auch weiterhin hinter der Schule steht – zum Wohle der Kinder. Denn ihre Zukunft sei die grösste Motivation, sich für die Bildung zu engagieren. «Die Kinder sind die Generation, die als nächste Verantwortung wird übernehmen müssen. Mir liegt es am Herzen, dass sie mit einem gut gefüllten Rucksack gewappnet ist für das Berufsleben und ihr alle Möglichkeiten offenstehen.»
Bei Redaktionsschluss am Dienstag waren noch keine Kandidatinnen oder Kandidaten für das Amt des Schulpflegepräsidenten bekannt. Wahlvorschläge können bis am 26. Februar, 16.30 Uhr, beim Gemeinderat Rümlang eingereicht werden.
Bernadette Dettling
Lade Fotos..