Projektleiter Dominik Schmid zeigt den rund elf Meter breiten Bachraum, der entsteht. Bild: Janik Schmid
08.08.2025 08:00
Der Haldenbach wird sichtbar – und schützt künftig vor Hochwasser
In Rümlang wird der Haldenbach auf rund 400 Metern offengelegt. Die Massnahme schützt vor Hochwasser – und schafft zugleich mehr Artenvielfalt sowie ein neues Naturerlebnis für die Bevölkerung.
Rümlang. Hinter einem Bauzaun beim Finkweg türmen sich Erdhügel, Bagger rattern, Arbeiter verlegen Rohre – hier, wo der Haldenbach bisher meist unterirdisch floss, verändert sich das Ortsbild. Noch ist es eine Baustelle. Doch was heute nach aufgewühltem Boden aussieht, wird in Zukunft als naturnaher Bachlauf sichtbar und erlebbar sein.
Im Juni begann die Gemeinde Rümlang mit der Umsetzung eines umfangreichen Hochwasserschutzprojekts. Der Haldenbach, der bisher auf weiten Strecken in einem Rohr verborgen war, wird auf rund 400 Metern Länge freigelegt. «Der Bach war nur an wenigen Stellen sichtbar. Jetzt wird ein neuer Abschnitt fast durchgehend offengelegt», sagt Dominik Schmid, Projektleiter beim zuständigen Ingenieurbüro Holinger AG.
Was sich für Spaziergänger künftig als Idylle präsentiert, hat einen ernsten Hintergrund: Das Rohrsystem unter der Haldenstrasse ist alt und die Dimensionierung nicht ausreichend, um bei starken Regenfällen das Wasser aufzunehmen. «Das Wasser hat sich immer wieder vor den Rohren angestaut und ins Quartier ergossen», so Schmid. Die Folge: regelmässige Überflutungen mit potenziellen Schäden für Wohnhäuser. Eine Naturgefahrenkarte des Kantons hatte das Siedlungsgebiet rund um den Haldenbach sogar als besonders gefährdet ausgewiesen. Daher war sich die Gemeinde einig: Es ist höchste Zeit zu handeln.
Das Hochwasserschutzprojekt wird in zwei Etappen realisiert. Die erste, zwischen der EKZ-Trafostation und der Haldenstrasse, soll bis Ende August baulich abgeschlossen sein. Die Bepflanzung mit Bäumen und Sträuchern folgt im Herbst, im nächsten Sommer wird voraussichtlich angesät.
Rund 4000 Quadratmeter Fläche werden durch die Öffnung ökologisch aufgewertet. Entlang des neu geschaffenen Bachraums – elf Meter breit – entstehen neue Lebensräume für Vögel, Kleintiere und Co. «Durch den Bodenabtrag entstehen nährstoffärmere Böden, was artenreiche Wiesen begünstigt», erklärt Schmid. «So hat man doppelt gewonnen – Hochwasserschutz und mehr Biodiversität.»
Schon jetzt zeigt ein kurzer Abschnitt am Ende der Baustelle, wie der fertige Bachlauf einmal aussehen wird. Dort plätschert das Wasser über Steine, flankiert von jungen Pflanzen – ein Vorgeschmack auf das, was kommt. Sitzgelegenheiten und Wege sollen den Haldenbach künftig in das Naherholungsgebiet der Bevölkerung einbinden.
Bauen mit Bedacht
Ein Projekt dieser Grösse braucht Zeit. Bereits 2017 wurde mit der Planung begonnen. «Es ist nicht unüblich, dass sowas vom ersten Strich sieben oder acht Jahre dauert, bis man mit dem Bagger auffahren kann», sagt Schmid. Ein Mitgrund für die lange Vorlaufzeit war die Lage der Baustelle im Bereich der Quellfassung, denn das Trinkwasser darf nicht gefährdet werden. Die Schutzvorgaben vom Kanton sind streng – aber sinnvoll. «Die Überwachung ist gut geregelt», so der Projektleiter.
Auch die Finanzierung ist geregelt: Die Gemeinde Rümlang übernimmt dabei den Löwenanteil der knapp 2,1 Millionen Franken, während sich Bund und Kanton ebenfalls an den Kosten beteiligen. Der Kredit wurde an der Gemeindeversammlung im Juni 2023 beschlossen.
Blickt man heute über das Baugelände, lässt sich das künftige Naturbild noch kaum erahnen. Doch schon bald soll der Haldenbach nicht nur sicherer, sondern auch erlebbarer sein. «Wenn dieses Jahr noch besät werden kann, ist es nächsten Sommer schon grün», verspricht Schmid. Bis dahin bleibt es laut und geschäftig hinter dem Finkweg – aber mit klarer Aussicht auf Ruhe, Natur und Sicherheit.
Janik Schmid