Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina). Bild: pixabay
22.08.2025 08:00
Asiatische Hornisse breitet sich aus – und bedroht heimische Bienen
Die Asiatische Hornisse ist auf dem Vormarsch – auch direkt vor unserer Haustür. Sichtungen in Kloten und andernorts zeigen: Jetzt ist Aufmerksamkeit gefragt, um Schäden an Bienen und der Natur zu verhindern.
Region. Sie ist brandgefährlich für unser Ökosystem. Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) hat in den letzten Jahren unaufhaltsam an Boden gewonnen – in Europa, in der Schweiz, im Kanton Zürich. Neuere Sichtungen, etwa direkt am Flughafen Zürich, machen deutlich: Auch unsere Region ist akut bedroht.
«Noch hatten wir zum Glück keine Sichtung bei uns», sagt Andreas Stadelmann, Imker mit eidgenössischem Fachausweis und Betreiber der Imkerei «Zum süssen Traum». Seine Bienenvölker leben in Boppelsen, Buchs und Regensberg – und damit in der Zugrichtung der neuen Gefahr. «Der Kreis wird immer kleiner», warnt er. «Im Bezirk Baden wurden bereits Nester gefunden und auch in Kloten wurde diese invasive Hornisse entdeckt.»
Gefährlich sei die Hornisse nicht nur, weil sie gezielt Honigbienen jagt, sondern weil sie auch viele andere Insektenarten gefährde. Stadelmann erklärt: «Unser Fokus liegt derzeit auf den Honigbienen, weil diese genauer beobachtet werden. Bei anderen Insekten wird diese Bedrohung womöglich erst viel später bemerkt.»
Ganz ähnlich klingt es bei Matthias Eberle von der Imkerei Eberle – seine Bienenstöcke stehen direkt an der Grenze von Zürich zu Rümlang. Auch er hat die invasive Art noch nicht selbst gesehen, aber: «Wir halten die Augen offen und würden Verdachtsfälle dokumentieren und melden.» Die Europäische Hornisse (Vespa cabro) sei bei ihnen dahingegen präsent – was ihn sehr freut. Denn die Europäische Hornisse sei nützlich und ist auch geschützt. Stadelmann betont, dass die beiden Arten nicht miteinander verwechselt werden dürfen. «Typische Hinweise für die Asiatische Hornisse: schwarzer Kopf und Rumpf, Hinterleib hauptsächlich schwarz, gelbe Beinenden, Nester oft hoch in den Bäumen mit seitlichem Nesteingang.» Die Europäische Hornisse dahingegen: braunroter Kopf und Rumpf, Hinterleib hauptsächlich gelb, braune Beinenden, Nester an geschützten Stellen mit Nesteingang unten.
Experte warnt vor weitreichenden Folgen
David Hablützel kennt die Asiatische Hornisse genau – seine Imkerei und Tierschutzorganisation aus Schlatt (TG) ist auf das Umsiedeln von Hornissen, Wespen und Bienen spezialisiert. Auf ihn verwies die Entomologische Gesellschaft Zürich, deren Präsident Michael Greef ihn als Spezialisten auf dem Gebiet empfiehlt. Hablützel beobachtet die Ausbreitung mit Sorge: «Nur weil wir sie nicht sehen, heisst das nicht, dass sie nicht da ist.» Seine klare Botschaft: Jede Sichtung muss festgehalten werden. Am besten sei es, sich die Flugrichtung zu merken. «So kann eine Eingrenzung vorgenommen werden.» Dabei dürfe man die Hornisse auf keinen Fall selbst töten. «Jede einzelne Hornisse kann den Experten das Nest verraten.»
Auf die Frage, ob sich die Asiatische Hornisse langfristig überhaupt noch eindämmen lässt, zieht der Experte ein besorgniserregndes Fazit: «Nein, sie wird zu einem grossen Problem werden.» Habe sich die invasive Art tatsächlich einmal niedergelassen, seien nicht nur die Insektenwelt, sondern auch die Obstkulturen gefährdet. «Dann können wir in Zukunft wahrscheinlich keinen Wein mehr trinken.»
Bedrohung wächst – was tun?
Auch bei der Gemeinde Regensdorf ist das Thema angekommen. Barbara Holzer, Projektleiterin Raum und Umwelt, berichtet von zwei Verdachtsmeldungen in diesem Jahr, die sich aber nicht erhärtet haben – doch sie erwartet eine weitere Ausbreitung: «Eine weitere Verbreitung ist wahrscheinlich, wenn sich der Trend hält.»
Alle befragten Fachpersonen betonen: Entscheidend ist die frühe Erkennung. Augen auf, Fotos machen, Flugrichtung merken, melden. Holzer verweist auf die Webseiten asiatischehornisse.ch und frelonasiatique.ch. Dort finden sich Vergleichsbilder, Hinweise sowie ein Meldesystem.
Janik Schmid