Die Schliessung kam für Trizi’s Dorfbeiz unerwartet schnell
Patricia Camenzind muss «Trizi's Dorfbeiz» wegen Insolvenz schliessen. Bis zuletzt hoffte die Wirtin, den finanziellen Engpass noch überwinden zu können.
Die Schliessung von Trizi's Dorfbeiz in Rümlang kam unerwartet schnell.
Patricia Camenzind muss «Trizi's Dorfbeiz» wegen Insolvenz schliessen. Bis zuletzt hoffte die Wirtin, den finanziellen Engpass noch überwinden zu können.
Rümlang. Patricia Camenzind ist 2019 mit dem Traum gestartet, eine Stammbeiz für Vereine und Dorfbewohner ins Leben zu rufen. Mit traditioneller Schweizer Küche und geöffnet an sieben Tagen die Woche von morgens bis abends, plante sie das Angebot der Pizzerias im Dorf zu ergänzen. «Ich wollte da sein, auch wenn die Leute nur auf ein Bier kamen». «Als ich das Lokal übernahm, wurde erst mal geputzt, repariert und erneuert. Neue Waschmaschine, Tumbler, Tiefkühlzelle, Kaffeemaschine… alles aus eigener Tasche mit dem Privatvermögen bezahlt. Nach vier Monaten kam Corona. Die Schliessungen und Vorschriften waren Herausforderungen – aber wir haben sie überstanden. Bis jetzt haben wir den Coronakredit zurückbezahlt,» sagt die Wirtin.
Kaum habe sie die Dorfbeiz nach Corona wieder öffnen können, gab es einen Wasserschaden. Trizi's musste wieder einen Monat schliessen. «Auch dies haben wir überlebt und letzten November voller Stolz unser 5-jähriges Bestehen gefeiert.»
Doch danach begann die Teuerung ihr zu schaffen zu machen. «Der Strom wurde doppelt so hoch, die Warenkosten schossen in die Höhe und wir kamen auf keinen grünen Zweig mehr.» Das Verhalten der Gäste habe sich verändert, sagt Camenzind. Man bestelle sich das Essen lieber nach Hause, als ins Restaurant zu gehen. Nach Abzug der laufenden Kosten, sei für sie seit Corona nie mehr als ein Servicelohn übriggeblieben. «Die Löhne des Personals hatten für mich Vorrang», erklärt die Wirtin. Das Personal sei auch der Grund gewesen, warum sie weitergemacht habe, obwohl es nicht rentierte.
Diesen Herbst habe man Massnahmen ergreifen wollen, denn man wusste, dass es so nicht weitergehen könne. «Aber leider war das Konkursamt schneller», bedauert Camenzind. Das sei auch für sie extrem überraschend gekommen: «Ich habe am Morgen noch eingekauft und für Bankette und Reservationen vorproduziert… Alles vergebens.»
Camenzind sagte, sie habe mit allen offen gesprochen und auch jetzt nichts zu verbergen. Als der Konkurs nicht mehr abzuwenden gewesen sei, habe sie sofort auf der Website darüber informiert und die Dorfbeiz auch bei Google als «dauerhaft geschlossen» gemeldet. «Danach habe ich zwei Tage lang geweint. Zuerst aus Wut. Dann aus Trauer. Und jetzt kommen die Tränen aus Rührung ob der vielen ermunternden Worte auf Facebook und per E-Mail. Ich bin sehr dankbar für diese Unterstützung». Dass Camenzind von ihrem Umfeld emotional gestützt wird, zeigt sich auch während dieses Gesprächs: Eine Frau bleibt am Tisch im Garten des Restaurants Henry stehen und gibt «Trizi» ein stilles Daumenhoch.
Camenzind hat sich in den 24 Jahren, die sie in Rümlang lebte, gut im Dorfleben integriert. «Ich kam wegen der Liebe und blieb wegen der Beiz.» Jetzt gäbe es noch einiges zu erledigen für die Ämter und auch für die Mitarbeitenden. Denn diese stünden nun alle ohne Arbeit da. «Das tut mir am meisten weh. Ich hoffe, dass alle etwas Passendes finden. Wenn dann alles durch ist, werde ich meine Zukunft weiterplanen, die wieder in meiner Heimat Gersau im Kanton Schwyz sein wird.»
Bernadette Dettling
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