«Donne dell’arte»: Elf Rümlanger Künstlerinnen im Rampenlicht
Elf Künstlerinnen aus Rümlang zeigen in der Ausstellung «Donne dell’arte» ihre Werke. Bis am 7. November sind sie im Gemeindehaus zu sehen.
Die «Donne dell'arte» mit Rümlang Kultur (v.l.): Anna Bärtsch-Fluor, Sandra Riedi, Daniel Day Huber, Jasmin Schnüriger, Anita Hürlimann, Gemeinderätin Rosita Buchli, Stefanie Kollias- Bayard, Renate Thüler, Petra Schiesser, Eva Duvoisin, Annika Schiesser, Andrea Kottelat, Valérie Henriod.
Elf Künstlerinnen aus Rümlang zeigen in der Ausstellung «Donne dell’arte» ihre Werke. Bis am 7. November sind sie im Gemeindehaus zu sehen.
Rümlang. Zur Eröffnung der Vernissage «Donne dell’arte» perlten Harfenklänge durch das Gemeindehaus. Aylin Fassler und Annina Gysel liessen Melodien erklingen, die wie kleine, funkelnde Kristalle durch den Raum schwebten. Schon der italienische Titel der Ausstellung «Donne dell’arte» - weicher im Klang als das Deutsche «Frauen der Kunst» - versprach eine Ausstellung voller Anmut. Alle elf ausstellenden Künstlerinnen aus Rümlang waren vor Ort und gaben Einblick in ihr Schaffen. Sie hatten sich nach einem Aufruf von Rümlang Kultur gemeldet oder waren direkt angefragt worden. «Wir kannten alle bereits als hervorragende Kunstschaffende», sagte Daniel Day Huber, zuständig für die Ausstellung. «Natürlich hätten wir uns auch über Neuentdeckungen gefreut – immer mit dem Anspruch, eine professionelle Ausstellung zu gestalten.» Falls es also weitere Künstlerinnen in Rümlang gibt, wirken diese noch im Stillen.
Ein Blick in die Geschichte zeigt: Weibliche Kunstschaffende mussten lange im Verborgenen arbeiten. Über Jahrhunderte waren Akademien, öffentliche Aufträge oder grössere Ausstellungen Männern vorbehalten. Werke von Frauen landeten in privaten Sammlungen oder verschwanden in Werkstätten. Nicht, weil es den Künstlerinnen an Talent fehlte, wie Linda Nochlin in ihrem wegweisenden Essay «Why Have There Been No Great Women Artists?» aus dem Jahr 1971 schrieb, sondern weil gesellschaftliche und institutionelle Barrieren sie behinderten.
Eine Rümlangerin, die solche Barrieren wohl lieber einrennt, als davor stehen zu bleiben, ist Renate Thüler. Das Bild eines übergrossen BHs, deutet darauf hin. Ihre Frauenfigur, die im Erdgeschoss des Gemeindehauses steht, schaffte es 2023 sogar ins Bundeshaus. Für «Donne dell’arte» hat die Künstlerin die Figur neu bemalt. Zudem liegen ihre Bücher über Frauen in der Kunst in der Ausstellung auf und laden zum Blättern ein.
Kämpferisch gibt sich auch Anna Bärtsch-Fluor mit dem Bild zweier Frauen, die gemeinsam mit einer Löwin aus dem Feuer treten. Fast schon körperlich fühlt man die Hitze an den feurig roten Leinwänden von Sandra Riedi im obersten Stock - so intensiv leuchten sie. Ihre abstrakten Werke sind eine Hommage an ihr Hobby - als Feuerwehrfrau kennt sie die zerstörerische Kraft des Feuers aus nächster Nähe. «Mein Lieblingsbild ist aber eher dieses hier», sagt Riedi und zeigt auf eine Leinwand mit rauchigem Grau und frischem Blau in der Mitte. Die Assoziation stellt sich prompt ein: Das Feuer ist gelöscht. Persönlich wirken die Porträts von Andrea Kottelat. «Sie sind nicht verkäuflich», sagt die Künstlerin, zu sehr hänge sie an ihnen. Die Bilder zeigen Menschen, die ihr wichtig sind - ihren Ehemann etwa oder eine Jugendfreundin, deren Kinderfotos in einem Brand zerstört wurden. «Deshalb habe ich sie als Kind gemalt», erklärt Kottelat. Sie male gerne ab Fotos, die sie selbst in besonderen Situationen geschossen habe. «So erzählt jedes Bild eine eigene Geschichte.» Alle drei ausgestellten Porträts haben ein abstraktes Gegenstück, das die charakterlichen Eigenheiten der Person einfängt: Blaue Spitzen für die Freundin, geordnete Karos für den Ehemann.
Tropische Farbwelten öffnen sich bei Stefanie Kollias-Bayard: Palmen, ein Vulkan, eine Ananas in leuchtenden Acrylfarben. Die Künstlerin reist viel geschäftlich und malt seit 20 Jahren. Für sie bedeute Malen Ruhe. Ihre Bilder sollen Sehnsucht nach Orten, nach Momenten, nach dem Gefühl von Freiheit wecken. Kollias-Bayard gefällt es, die Freude am Malen mit anderen zu teilen. Deshalb hat sie im Geschäft eine «Paint Night» initiiert, zu der sie Arbeitskolleginnen und -kollegen wöchentlich einlädt.
In fantastische Welten schweifen die Bilder von Jasmin Schnüriger, während Anita Hürlimann alten Briefmarken auf der Leinwand zu neuem Leben verholfen hat. Liebevoll und detailgetreu wirken die kleinformatigen Landschaften von Eva Duvoisin. Valérie Henriod verbindet Frauenporträts mit floralen Motiven und schafft Sinnbilder für Anmut und Lebendigkeit. Und Annika Schiesser zeigt in ihren Arbeiten die Frauen ihrer Familie – etwa ihre Mutter, die ihr Wärme schenkt wie die Strickschals, die sie präsentiert.
Jede der elf Künstlerinnen hatte eine bestimmte Anzahl Meter Wand zur Verfügung, um ihre Bilder aufzuhängen. «Manche haben uns gesagt, wie sie die Werke anordnen möchten - andere haben es uns überlassen», erklärt Daniel Day Huber das Gesamtkonzept. Dieses zeigt den Querschnitt einer lebendigen Kunstszene. Die künstlerischen Handschriften sind vielfältig und doch wirken sie harmonisch zusammen. Mit «Donne dell’arte» eröffnet Rümlang Kultur eine Bühne, die den Künstlerinnen von früher oft verschlossen blieb.
Bernadette Dettling
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