Gemeindepräsident Thomas Huber rutscht in den Kantonsrat nach
Nach dem Rücktritt des FDP-Kantonsrates Christian Müller übernimmt der Rümlanger Gemeindepräsident Thomas Huber per 1. Januar 2026 dessen Sitz.
Thomas Huber, Gemeindepräsident Rümlang, zieht per 1. Januar 2026 in den Kantonsrat ein.
Nach dem Rücktritt des FDP-Kantonsrates Christian Müller übernimmt der Rümlanger Gemeindepräsident Thomas Huber per 1. Januar 2026 dessen Sitz.
Gemeindepräsident und kurz darauf in den Kantonsrat – war das schon länger so geplant?
Thomas Huber: Definitiv nicht so kurz aufeinander, aber ich wusste, dass der frühere Gemeindepräsident Peter Meier wahrscheinlich Ende Legislatur, sowie mein Parteikollege und Kantonsrat Christian Müller vermutlich etwas früher zurücktreten würden. Im 2026 wäre ich also sowieso als Gemeindepräsident angetreten. 2027 dann sicherlich wieder für den Kantonsrat. Die Themen waren in der Langzeitplanung also schon da. Dass alles in diesem Jahr und kurz aufeinander passiert, war früher als erwartet.
Wie ist es zu diesem «Nachrutschen» gekommen?
In den letzten Kantonsratswahlen im Bezirk Dielsdorf bin ich auf einen Ersatzplatz gewählt worden. Weil nun ein FDP-Kantonsrat zurückgetreten ist, konnte ich nachnominiert werden. Christian Müller hat nach 10 Jahren aus privaten sowie geschäftlichen Gründen den Rücktritt gegeben. Und ich habe die Anfrage bejaht.
Welche Vorzüge bringen Sie für den Kantonsrat mit?
Ich denke, ich bin ein guter «Netzwerker», kann sicherlich über die Parteigrenzen hinweg auch Leute verbinden und vielleicht dadurch auch überparteilich Stimmen für die Vorlagen einholen.
Als Mitglied der Kommission für Wirtschaft und Abgaben hat sich Christian Müller stark mit Steuerfragen beschäftigt – rutschen Sie auch in dieser Kommission nach?
Vermutlich nicht automatisch. Bei Rücktritten werden oft andere, die schon länger in die Kommissionen wollten, nachnominiert. Aber es wäre sicher eine Kommission, die passen würde.
Sind Steuern in dem Fall ein Thema, das Ihnen liegt?
Steuerthemen sind mir natürlich nicht fremd. Ich komme aus der Privatwirtschaft und habe immer für global tätige Firmen gearbeitet. Deshalb ist die Wirtschaft sicherlich ein Thema für mich. Trotzdem muss ich für die Wahl in eine Kommission abwarten, wie die Ämter verteilt sein werden.
Welche Themen werden Ihnen im Kantonsrat noch wichtig sein?
Sicherlich alle Anliegen, die die Wirtschaft fördern möchten und so wenige einschränkende Gesetze wie möglich für das Gewerbe und die Personen anstreben.
Warum ist Ihnen das wichtig?
Die Kantons- und Gemeindeverwaltungen wachsen überall. Dies unter anderem, weil wir die Gesetze des Kantons und des Bundes auf Gemeindeebene durchsetzen müssen. Daraus hat sich mittlerweile viel Bürokratie ergeben. Sie belastet die Bürger, das Gewerbe und am Ende eben auch die Verwaltungen. Deshalb wurde übrigens die Personalbremse-Initiative lanciert, die ich unterstütze.
Für welche Anliegen, die auch Rümlang betreffen, möchten Sie sich im Kantonsrat besonders engagieren?
Ich habe in den letzten Wochen die Geschäfte im Kantonsrat vermehrt beobachtet. Die Themen und Vorlagen sind enorm vielfältig. Die Sichtweise auf kantonaler Ebene hat eine andere Flughöhe als im Exekutivamt im Dorf, in dem wir die Themen sehr konkret besprechen. Eine Stimme von 180 zu sein, ist auch noch einmal etwas anderes. Die Parlamentsarbeit unterscheidet sich doch sehr von der Exekutivarbeit. Sicher wird ein Spagat verlangt sein, je nach Thema das Rümlang betrifft. Ratsmitglieder, die in einem Exekutivamt der Gemeinde sind, haben mir gegenüber erwähnt, dass dies nicht immer einfach sei. Was vertritt meine FDP-Fraktion? Was sind die direkten oder indirekten Auswirkungen auf Rümlang? Diese Fragen werde ich mir immer stellen. Natürlich werde ich beispielsweise bei Flughafen- und Verkehrsthemen immer für das Wohl Rümlangs und des Bezirks abstimmen - auch gegen meine Fraktion.
Ihnen ist also Lokalpolitik wichtiger als Parteipolitik?
Mir sind am Ende immer Rümlang und der Bezirk Dielsdorf am wichtigsten. Da wurde ich gewählt, da setzen somit auch die Stimmbürgerinnen und -bürger auf eine zuverlässige Stimme.
Das weitere Amt bringt auch zusätzliche zeitliche Belastungen. Wie bringen Sie die Zeit auf? Müssen Sie irgendwo zurückstecken?
Ja, ich werde im Beruf noch einmal reduzieren. Natürlich habe ich das zuerst mit meinem Arbeitgeber abgesprochen. Ich bekomme genug Freiraum für beide Ämter und bin sehr dankbar für die Unterstützung. Ich arbeite in einem grossen Familienunternehmen, welches das Schweizer Miliz-System fördert. Natürlich unterstützt mich auch meine Familie.
Sie werden also als Gemeindepräsident antreten. Was steht im Gemeinderat an?
Wir werden auf die nächste Legislatur mit einem vermutlich neuen Team im Gemeinderat neue Ziele formulieren müssen, die wir umsetzen wollen. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, in den kommenden Jahren Rümlang weiter zu formen, moderner zu werden und die Finanzen in den Griff zu bekommen. Das ist mit den vermutlich anstehenden nötigen Investitionen in Infrastruktur nicht einfach.
Haben Sie das Gefühl, dass ein Amt im Kantonsrat ein Vorteil für die Wahl sein könnte?
Das kann ich nicht beurteilen - das sieht wohl jeder etwas anders. Manche Leute würden mich vielleicht als «Ämtlijäger» bezeichnen, was ich verstehen könnte. Mein politischer Werdegang, hat sich über die 16 Jahre Behördentätigkeit ein wenig so ergeben. Ich bin auch nicht der erste Gemeindepräsident oder Gemeinderat im Kantonsrat. Ich glaube, den Rümlangerinnen und Rümlangern ist wichtiger, dass ich meine Arbeit im Dorf weiterführe, was mein grosses Ziel ist. Ich möchte mich natürlich weiterhin im Dorf sehen lassen, wie schon vor meiner politischen Tätigkeit. Ich bin gerne in unserem schönen Dorf unterwegs und geniesse die Gespräche in den Restaurants, beim Einkaufen, in den Vereinen und an den kulturellen Events. Dies nicht als Politiker, sondern als Mensch, der gerne unter Menschen ist. Auf Gemeindeebene kommt es vor allem darauf an.
Welche Vorteile wird das Rümlang bringen, dass der Gemeindepräsident im Kantonsrat ist?
Sicherlich die Vernetzung - das haben wir bei meiner geschätzten Kollegin Nadia Koch gesehen. Sie kann als Gemeinderätin von Kontakten innerhalb des Kantonsrats oder auch zum Regierungsrat profitieren. Es kann auch einmal ein Ratschlag eingeholt werden, wie jemand anders ein Thema angeht. Dabei spielen die Gespräche zwischen den Sitzungen und in den Gängen eine wichtige Rolle. Ich bin innerhalb meiner Partei kantonal gut vernetzt, freue mich auch auf die neuen Kolleginnen und Kollegen von allen anderen Parteien. Ich habe ja bereits erwähnt, dass ich ein grosser Fan des Schweizer Systems bin. Respekt vor anderen Parteien und anderen Meinungen gehört da auch dazu.
Möchten Sie der Bevölkerung auf diesem Wege sonst noch etwas mitteilen?
Ich möchte mich bedanken, für die Unterstützung und die positiven Rückmeldungen, die ich in den vergangenen Monaten bekommen habe. Wir müssen die zukünftigen Aufgaben gemeinsam stemmen. Und noch einmal möchte ich alle ermutigen, sich auf die nächsten Wahlen im Dorf zu engagieren.
Bernadette Dettling
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