Hier wachsen bald junge Eichen.
17.10.2025 00:05
Herbstarbeiten im Wald: nach Auslichtung wachsen neue Eichen
Ab Herbst ist Erntezeit im Wald. Doch setzen Borkenkäfer und Eschenwelke der Holzqualität zu. Ganze Waldstücke müssen vorsorglich ausgelichtet werden, unteranderem betroffen ist der Haselbach-Wald.
Rümlang. Flink durchquert Revierförster Thomas Hubli das dichte Unterholz. Neben einer Esche bleibt er stehen und zeigt auf ihre Wurzeln: Sie sind schwach, der Stamm ist unterhöhlt, die Krone verwelkt. Die Eschenwelke, hat den Baum befallen. Der Pilz verbreitet sich bereits seit einigen Jahren in unseren Wäldern und bringt Eschen zum Sterben. Auch der Borkenkäfer vermehrt sich und frisst die Holzernte weg. In Rümlang ist zurzeit auch der Wald beim Haselbach betroffen.
Der Förster zieht die Spraydose aus der Tasche und markiert die kranke Esche mit einer rosaroten Linie. Für Bäume, die gefällt werden, wählt er pro Waldeigentümer eine andere Farbe. «Damit wir am Schluss wissen, wem wir die Arbeit und den Holzverkauf verrechnen müssen.» Die Waldbesitzer wollen handeln. Sobald das Wetter mitmacht, werden kranke Eschen und verwertbare Fichten gefällt. Die ausgelichtete Fläche wird so gross sein wie zwei Fussballfelder. «Für unsere Verhältnisse ist das viel», erklärt Thomas Hubli.
Den Wald erhalten
Die Rümlanger Wälder gehören rund 60 verschiedenen, privaten Besitzern, drei Holzkorporationen und der Gemeinde. Insgesamt können jährlich rund 2700 Kubikmeter Holz genutzt werden. Etwa die Hälfte geht ins örtliche Fernwärmenetz, der Rest in Sägereien, wo aus den Stämmen Material für Schreinereien, Zimmereien und Möbelproduzenten entsteht.
Nachhaltige Waldwirtschaft sei für Private ein Nullsummen-Spiel, Pflege und Erlös hielten sich in etwa die Waage. Hubli betont: «Die Besitzer wollen hier nicht reich werden. Sie wollen den Wald nutzen, erhalten und aufwerten.» Die gerodeten Flächen werden mit verschiedenen Baumarten wieder aufgeforstet, darunter Eichen und diverse Laubhölzer. Vor allem Eichen gelten als wertvoll für die Artenvielfalt. Sie bieten Lebensraum für viele Waldbewohner, wie Käfer und andere Insekten. Auch Vögel, wie der Mittelspecht, siedeln sich gerne in Eichenwäldern an. Ein profitables Geschäft ist der Eichenanabau allerdings nicht. Ihre Stämme seien erst nach rund 100 Jahren dick genug für den Handel. «Aber immerhin: Wer mindestens 35 Aren Eichen pflanzt, erhält Fördergelder vom Kanton», erläutert Hubli. Beim Gehen entdeckt der Förster eine junge Eibe. «Eiben sind giftig für Pferde, deshalb hat man sie früher, als Pferde noch wichtige Nutztiere waren, beseitigt. Jetzt erholt sich der Eiben-Bestand langsam wieder.»
12 junge Eichen für eine
Im Wald neben dem Tanklager hat das Forstteam vor einer Woche geholzt und Pfosten eingeschlagen. Um jeden Pflock werden 12 bis 15 Eichen gepflanzt. «Wir pflanzen so viele, weil wir wissen, dass nicht alle überleben. Steht in 50 Jahren noch eine pro Pfosten, sind wir zufrieden.» Am unteren Ende der Lichtung wachsen Jungbäume heran, die vor 8 Jahren gepflanzt wurden. Manche haben kräftige Stämmchen und dichtes Laub, andere sind dünn und kahl. Hubli weist auf die zarten Bäumchen, die sich kaum behaupten. «Die Schwachen nehmen wir nach und nach raus, um den Starken Platz zu machen», erklärt der Förster.
Respekt für den Wald
Nicht nur die Eschenwelke und der Borkenkäfer treiben ihr Unwesen im Wald. Auch Menschen. Am Wegrand liegen eine kaputte Duschwanne und eine Ikea-Tasche voller Glasscherben. «Solche Funde gehören leider zum Alltag», sagt Hubli kopfschüttelnd. «Es kommt vor, dass wir die Sünder erwischen. Manchmal sehen sie uns kommen und rasen mit Höchstgeschwindigkeit davon – das ist ärgerlich.» Der Wald braucht Pflege und Respekt, damit er uns als Lebensraum, Rohstofflieferant und zur Klimaregulierung erhalten bleibt. Er hat genug Plagen, gegen die er verteidigt werden muss - die Abfallsünder müssten nicht auch sein.
Bernadette Dettling